orf.at, das Online-Angebot des ORF, soll neu positioniert werden. Dies kündigte der künftige Onlinedirektor Thomas Prantner im Interview mit der APA an. Darüber hinaus möchte Prantner, der die Direktion für Online und Neue Medien zu einer "modernen Zukunftsdirektion" ausbauen will, mobile Dienste forcieren. Die Strukturen in der Onlinedirektion sollen in den nächsten Monaten gemeinsam mit allen Beteiligten auf etwaigen "Optmierungsbedarf" überprüft werden, "ein Ziel sind mehr Frauen in Führungspositionen auch in der Onlinedirektion", so Prantner.

"Zukunftsdirektion"

"Die Entscheidung im Jahr 2002 eine Onlinedirektion zu etablieren, war völlig richtig. Eine neue Direktion aufzubauen, das braucht natürlich Zeit. Jetzt geht es darum, im nächsten Schritt dafür zu sorgen, dass diese Direktion zu einer echten Zukunftsdirektion ausgebaut wird." Prantner wolle mit seinen Mitarbeitern einen "Beitrag dazu leisten, dass der ORF Marktführer in Fernsehen, Radio und Internet bleibt". Dazu sollen die interne Kommunikation und die Vernetzung des Online-Bereichs mit den klassischen ORF-Medien vorangetrieben werden. "Fernsehen, Radio und Internet haben sich zu einem gesamten Image-Produkt mit der Dachmarke ORF zu verschränken. Wir haben als Marktführer eine sehr gute Ausgangsposition. Dies ist das Verdienst der gesamten hervorragenden journalistischen Mannschaft bei orf.on", so Prantner.

Stärker mit Fernsehen kooperieren

Bei orf.at will der derzeitige ORF-Marketingchef stärker mit dem Fernsehen kooperieren. "Eine Online-Plattform im ersten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends kann nicht ohne integrierte Bewegtbilder leben. Video- und IPTV-Elemente sollen im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten ausgebaut werden. Wir produzieren täglich hunderte Stunden Programm. Es muss möglich sein, Teile davon speziell konfektioniert im Internet anzubieten. Die Jungen sind die Konsumenten der Zukunft. Den Kampf um die Marktführerschaft der österreichischen Medienlandschaft gewinnt man über die Jungen, und die Jungen sind online. Deswegen wird Online ein absolutes Kernstück der kommenden Geschäftsführungsperiode sein", sagt Prantner.

Mobile Dienste

Darüber hinaus soll die Integration auch "in Form einer cross promotion" - mit gegenseitigem Austausch von Programminhalten und Programmhinweisen - erfolgen. "Das nützt auch den klassischen TV-Produkten". Als weiteren Arbeitsschwerpunkt führt Prantner mobile Dienste an. "Erste Pilot-Projekte werden 2007 umgesetzt. Fernsehen am Handy ist sicherlich die Zukunft, sicher nicht als Ersatz aber als Ergänzung." Allerdings müsse nun einmal das Nutzungsverhalten der User eruiert werden. "Niemand wird sich in der Früh in der U-Bahn on demand eine ganze ZiB oder Rosamunde Pilcher anschauen, aber warum soll er sich nicht einen drei- bis vier-Minütigen Newsflash mit wichtigsten Inhalten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport anschauen wollen." Ob für Handys künftig angesichts dieser Entwicklungen auch Rundfunkgebühren anfallen sollen, kann Prantner noch nicht sagen. "Das muss man sich alles noch genau anschauen."

Kooperationen mit Verlegern

Mit den Zeitungsverlegern, die die Online-Aktivitäten des ORF argwöhnisch beäugen und dagegen auch schon bei der EU-Kommission in Brüssel Beschwerde eingelegt haben, will Prantner den Konsens suchen: "Es steht eine Entscheidung der EU aus. Natürlich hat man sich danach zu richten. Es ist klar, dass der öffentlich-rechtliche Auftrag auch online umzusetzen ist. Wir wollen ORF-Content auf allen möglichen Plattformen rund um die Uhr anbieten." Aber wie ORF-Chef Alexander Wrabetz schon in seinem Bewerbungskonzept angeführt hat, werde es hier "sicherlich auch zu konstruktiven Gesprächen mit dem VÖZ kommen - möglicherweise für regionale Kooperationen und Partnerschaften".

"Logisch, dass nicht alle jubeln"

Kritik an seiner Person nimmt Prantner gelassen. Vor allem ÖVP-Stiftungsräte hatten ja Widerstand gegen den neuen Onlinedirektor geübt. Prantner: "Wenn man im Fokus steht, wenn man Kandidat für eine Funktion ist, ist es logisch, dass nicht alle jubeln. Jede Entscheidung hat ihre Gegner." Seine Kritiker will er mit "professioneller Arbeit und Leistung überzeugen".

Auch politische Punzierungen lehnt Prantner, der bei der Direktoren-Wahl vom BZÖ forciert wurde, ab: "Ich wurde von Generaldirektor Wrabetz unterstützt und vorgeschlagen. Ich wurde als Teil des Teams von 24 Stiftungsräten gewählt. Wie diese politisch zuzuordnen sind, ist bekannt. Da war aus allen gesellschaftlichen Bereichen Unterstützung dabei. Ich fühle mich parteipolitisch unabhängig. Ich habe in den 90er-Jahren in der niederösterreichischen Gemeinde Hinterbrühl drei Mal mit einer unabhängigen Bürgerliste gegen die etablierten Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grüne erfolgreich kandidiert. Ich denke, das ist Beweis genug für parteipolitische Unabhängigkeit. Ich sehe meinen Job auch nicht politisch, sondern ausschließlich fachlich." (APA)