Wien - In der Entwicklung der Weltwirtschaft könnten im kommenden Jahr 2007 einige Unsicherheitsfaktoren schlagend werden, warnt der Chef-Ökonom des Salzburger Discount-Brokers direktanlage.at, Martin Hüfner. Auch wenn die Konjunktur weiter gehe, sei für den Anleger einige Vorsicht angebracht. "Es ist sicher nicht falsch, bei Anlagen mit Gewinnen auch einmal Sicherungen gegen künftige Verluste einzuziehen", so der ehemalige Chefvolkswirt der HypoVereinsbank (HVB) und der Deutschen Bank.

Die Mehrheit der volkswirtschaftlichen Vorhersagen deute derzeit zwar darauf hin, dass 2007 global wieder ein gutes Jahr mit ordentlichem Wachstum werden könnte, aber gleichzeitig hätten manche Investoren das Gefühl, dass es mit den Märkten nach vier guten Jahren nicht mehr so weiter gehen wird, meint Hüfner in einem Marktkommentar.

Es gebe einige Indizien, dass der weltweite Konjunkturaufschwung zu Ende gehe. Es gebe aber auch Argumente für eine Fortsetzung des Wirtschaftswachstums. So habe die globale Wirtschaftsaktivität noch viel Dampf. Sie habe sich gerade in den letzten Monaten eher noch verbreitert. Trotz höherer Zinsen gebe es erhebliche Liquidität. In Europa und in Japan hätten die Unternehmen Nachholbedarf bei den Investitionen. Das starke Wachstum in China und Indien spiegle zudem einen langfristigen strukturellen Aufholprozess wider, der noch nicht so schnell zu Ende komme.

US-Wachstum unter Potenzial

"Das US-Wachstum während der kommenden 12 Monate wird zwar etwas unter seinem Potenzial liegen, eine Rezession zeichnet sich unseres Erachtens jedoch in keinster Weise ab", so der Investmentstratege der Credit Suisse-Investment Gruppe, Philipp Vorndran, in einer aktuellen Markteinschätzung. Die Situation in der Industrie in den USA und Europa verbessere sich, und die Investitionsausgaben dürften sich voraussichtlich beschleunigen. Auch die Verbraucherdaten in Europa präsentierten sich äußerst kräftig, in Japan sei das Wirtschaftswachstum sehr robust. Darüber hinaus sei auch die Inflation nach Japan zurückgekehrt. "Aus unserer Sicht ist dies der wichtigste Grund, die japanische Wirtschaft strukturell wieder optimistischer zu beurteilen", so Vorndran.

"Wir nähern uns dem Ende der Korrektur und erwarten eine positivere Einstellung gegenüber Aktien", so der Fondsexperte. Die Erwartungen der meisten Fondsmanager hinsichtlich der makroökonomischen Entwicklung und des Gewinnwachstums seien ähnlich wie jene während der Rezession im Jahr 2000. "Wir sind dagegen wesentlich optimistischer, insbesondere weil wir davon überzeugt sind, dass sich die Industrie besser entwickeln wird als in den Vorjahren", so Vorndran.

Der Investmentexperte empfiehlt, auch in den Schwellenländern und BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) übergewichtet zu bleiben. Die strukturellen Triebkräfte der Schwellenmärkte seien nach wie vor intakt, die Verlangsamung des weltwirtschaftlichen Wachstums könnte auf kurze Sicht jedoch eine Herausforderung darstellen. Die Schwellenmärkte dürften aber erneut die beste Jahresperformance erzielen.

Nach Meinung von Vorndran werden Anleihen im Laufe der nächsten Monate insgesamt eine negative Performance zeigen. "Wir erwarten nicht, dass der Rentenmarkt seine seit Mai anhaltende Rally noch lange fortsetzt, weil dies nicht in unser makroökonomische Bild passt", so der Experte. (APA)