New York - Der peruanische Historiker Alvaro Vargas Llosa hat den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez nach dessen verbaler Attacke auf US-Präsident George W. Bush vor der UNO-Vollversammlung in New York zurechtgewiesen. In einem Kommentar mit dem Titel "Chávez' Inferno" verspottet Llosa, ein Sohn des Schriftstellers Mario Vargas Llosa, den populistischen Staatschef für die Zustände in seinem Land. Chávez hätte besser aus Dantes "Göttlichem Inferno" als aus Noam Chomskys Buch über die imperialistischen Strategien der Amerikaner zitieren sollen, schreibt Vargas Llosa. Sein Kommentar erschien am Montag im "Wall Street Journal".

Darin zählt der Experte für internationale Politik und Geschichte auf, was in Venezuela alles im Argen liegt. Demnach haben 80 Prozent der Bevölkerung nicht genug Geld, um sich aus eigener Kraft zu ernähren. Einer offiziellen Regierungsstatistik zufolge gibt es heute mehr Arme in Venezuela als bei Chávez' Amtsantritt 1999. In diesen siebeneinhalb Jahren stieg der Anteil der armen Bevölkerung von 43 auf 53 Prozent. Die Statistik sei später mit der Begründung, auf einer veralteten Rechenmethode zu beruhen, "verschönt" worden.

Darüber hinaus versage seine Regierung bei der Kontrolle von Verbrechen. In Venezuela seien seit seinem Amtsantritt mehr Menschen ermordet worden als in irgendeinem bewaffneten Konflikt weltweit. Zwischen 2001 und 2006 kamen in Venezuela drei Mal so viele Menschen durch Mord und Totschlag um als in Afghanistan, schreibt der Dozent und Buchautor Alvaro Vargas Llosa. Korruption blühe in Venezuela, während die Sozialprogramme der Regierung Chávez nur einen Bruchteil der Not leidenden Bevölkerung erreiche.

Die Menschenrechte würden missachtet wie in wenigen anderen Ländern der Welt, und die Presse sei total unterdrückt. Derweil erkaufe sich Chávez mit venezolanischem Öl ausländische Verbündete, führt Vargas Llos weiter auf.

Chávez hatte Bush bei der Generaldebatte im UNO-Hauptquartier als "Teufel persönlich" beschimpft und erklärt, das Rednerpult rieche auch 24 Stunden nach dem Auftritt des US-Präsidenten noch immer nach Schwefel. (APA/dpa)