München - Die HypoVereinsbank (HVB) hat im seit Jahren kriselnden deutschen Privatkundengeschäft die Trendwende geschafft und will im nächsten Jahr auf dem Heimatmarkt erstmals wieder Geld verdienen. "Wir gehen aggressiver in den Markt", sagte der aus Wien kommende Privat- und Geschäftskunden-Vorstand Willibald Cernko in München.

Drei Monate nach Start der Aktion seien bereits 30.000 Kunden für das kostenlose Willkommens-Girokonto gewonnen worden. Auch deshalb sei es gelungen, die Kundenzahl der HVB im bisherigen Jahresverlauf nach Verlusten in den vergangenen Jahren wieder zu stabilisieren.

"Die Neukundenzugänge übertreffen mittlerweile die Abwanderung", sagte Cernko. Nun solle der Stamm von drei Millionen Privatkunden wieder wachsen und auch den Bestandskunden vermehrt weitere HVB- Produkte angeboten werden. An Zukäufen in Deutschland ist die HVB weiter interessiert.

In den vergangenen Jahren hatte die Führung des deutschen Privatkundengeschäfts häufig gewechselt. Die HVB hatte lange zu wenig auf Kundenservice sowie den aktiven Vertrieb von Produkten gesetzt. 2005 machte das Privatkundengeschäft im heutigen Zuschnitt einen Verlust von 264 Mio. Euro. 2006 soll der Turn-Around gelingen. Cernko rechnet zum Jahresende mit einem deutlich verbesserten Ergebnis. "Aus der jetzigen Sicht bewegen wir uns operativ in Richtung Null-Linie." 2006 sei das "Jahr der taktischen Maßnahmen." Im nächsten Jahr solle das Privatkundengeschäft dann erstmals wieder Geld verdienen.

Ehrgeizige Ziele

Mittelfristig haben die HVB und der neue Besitzer UniCredit im deutschen Privatkundengeschäft ehrgeizige Ziele. Trotz der Kosten für die Kundengewinnung strebe er für 2008 eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 15 Prozent an, in vier bis fünf Jahren solle dieser Wert auch nach Steuern erreicht werden, sagte Cernko. Die Führung von UniCredit habe dabei eine sehr realistische Einschätzung des nicht einfachen deutschen Marktes und wisse, dass eine entsprechende Ertragswende nicht von heute auf morgen möglich ist.

An Zukäufen für das deutsche Privatkundengeschäft ist die HVB weiter interessiert. "Wir sehen uns jede Gelegenheit an", sagte Cernko. Die HVB hatte zunächst eine Übernahme der Berliner Bank und der Norisbank-Filialen geprüft. In beiden Fällen erhielt aber die Deutsche Bank den Zuschlag. Nun könnte die HVB die Bankgesellschaft Berlin im Visier haben. Auch wenn die Kriegskasse durch die Übertragung der Bank Austria an UniCredit gut gefüllt ist, betonte Cernko: "Wir machen nicht jeden Preis mit." Derzeit ist die HVB vor allem in Süd- und Norddeutschland mit ihren 636 Filialen gut vertreten. Die Lücke dazwischen lässt sich nach Einschätzung Cernkos nicht aus eigener Kraft schließen. "Über organisches Wachstum werden Sie nie den gesamten deutschen Markt abdecken können."

Neukunden gewonnen

Dennoch hat die HVB in Deutschland ehrgeizige Expansionspläne. Über das Willkommens-Konto sollen bis zum Aktionsende Mitte Oktober weitere Neukunden gewonnen werden. Dazu werden die Kunden der Konkurrenz auch direkt angesprochen. Das Gehaltskonto gilt als "Ankerprodukt", um den Kunden weitere Produkte schmackhaft zu machen. Bei der Produktoffensive geht die Bank im vierten Quartal mit dem Online-Angebot "Plus-Sparen" an den Start. Neukunden erhalten zunächst 3,4 Prozent Zinsen, wer danach in der Filiale ein Gehaltskonto abschließt, erhält noch einen Zinsaufschlag.

Im nächsten Jahr will die HVB dann groß in das Geschäft mit Konsumentenkrediten einsteigen. UniCredit ist hier in anderen Ländern bereits unter der Marke Clarima gut vertreten und stellt die Plattform. "Der Markt ist umkämpft", räumte Cernko ein. Die HVB sei aber überzeugt, sich mit der massiven Unterstützung von UniCredit einen guten Teil des Kuchens sichern zu können. Akquisitionen seien in diesem Bereich nicht geplant. (APA/dpa)