Bagdad - Nach tumultartigen Szenen im Gerichtssaal ist der Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein erneut vertagt worden. Als neuen Termin für den Völkermord-Prozess setzte Richter Mohammed al Oreibi al Khalifa am Dienstag den 9. Oktober an. Zuvor war Saddam Hussein zum dritten Mal in einer Woche des Saals verwiesen worden. Der Ex-Präsident hatte sich geweigert, Platz zu nehmen.

Nach dem Verweis protestierten auch die sechs Mitangeklagten und missachteten die Ordnungsrufe des Richters. Daraufhin schloss dieser auch Ex-Armeechef Sultan Hashim al Tai aus. Nach weiteren Protesten wurde die Gerichtsverhandlung zunächst für eine Stunde ausgesetzt.

Den Verhandlungstag hatte der Richter mit einer Lektion in gutem Benehmen für Saddam Hussein begonnen. Nachdem er den Hauptangeklagten aufgefordert hatte, sich zu erheben, las der Richter ihm die Verhaltensregeln vor Gericht vor.

Bereits am Montag war es bei der zweiten Sitzung im Völkermord-Prozess zu einem Eklat gekommen. Der Richter hatte Saddam Hussein des Saales verwiesen, weil der Ex-Präsident verlangt hatte, er wolle den für ihn vorgesehenen vergitterten Bereich des Gerichtssaals verlassen. Auch in der vorherigen Sitzung am vergangenen Mittwoch hatte der Richter den früheren Staatschef aus dem Saal bringen lassen, weil dieser sich entgegen den Anordnungen nicht setzen wollte.

Im Völkermord-Prozess geht es um die "Operation Anfal", während der in den Jahren 1987 und 1988 rund 182.000 Kurden im Nordirak getötet worden waren. Saddam Hussein ist in dem seit August laufenden Prozess wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm - wie auch in einem weiteren gegen ihn laufenden Verfahren wegen eines Massakers an 148 Schiiten - die Todesstrafe. (APA)