Manfred Moormann, Leiter Broadband Entertainment & Services

telekom austria

aonDigital-TV wird über eine DSL-Leitung empfangen, steht jedoch nicht in Verbindung mit der Internet-Anbindung über ADSL

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Eine digitale Videothek, der elektronische Programmführer und viele weitere Extras sollen das Angebot schmackhaft machen

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Die Telekom Austria bietet seit März 2006 aonDigital-TV an. Ähnlich wie bei der Internetanbindung über ADSL basiert der Datentransfer auf der DSL-Technologie und soll so neben dem bekannten Fernsehprogramm auch erstmals die zahlreichen, interaktiven Vorzüge des digitalen Erlebnisses an den Seher bringen. Manfred Moormann , Leiter der Abteilung "Broadband Entertainment & Services" im Gespräch mit Zsolt Wilhelm über die Möglichkeiten und Aussichten des "Fernsehens der Zukunft" und die Sache mit dem Copyright.

WebStandard: Wie hoch ist die Bandbreite die für die Übertragung von Digital-TV benötigt wird? Im Vorfeld war einmal von 20 Mbit die Rede.

Manfred Moormann: Genaues kann ich Ihnen nicht sagen, aber 20 Mbit sind es nicht. Die Zahl bezog sich auf einen Versuch, der aber nichts mit unserem Angebot zu tun hatte. Man hat dort in einem technischen Labor versuchsweise mit 20 Mbit einen Stream übermittelt.

WebStandard: Ist die Bandbreite geringer?

Manfred Moormann: Ich vermute, dass sie geringer ist, aber letztlich ist das unerheblich, da sie für die Qualität der darzustellenden Bilder ausreicht.

WebStandard: Wird das auch für hochauflösendes Bildmaterial reichen?

Manfred Moormann: HD-TV strahlen wir derzeit nicht aus, technisch wäre das jedoch machbar. Wir glauben allerdings, dass sich der Mehraufwand für uns zurzeit nicht auszahlen würde, nach dem die entsprechenden HD-Fernseher und Inhalte noch wenig verbreitet sind. Wir halten es da wie der ORF, wenn der Markt da ist, werden wir nachlegen. HD-TV ist vor allem ein Hype der Endgeräteindustrie, um neue Fernseher zu verkaufen.

WebStandard: Wie hoch ist die Nachfrage nach dem aonDigital-TV-Angebot? Steht es noch in den Kinderschuhen?

Manfred Moormann: Nein, das nicht, eine genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber wir sind zufrieden. Natürlich vertragen wir als Telekom Austria immer mehr Kunden und sind nie ganz zufrieden.

WebStandard: Wann schätzen Sie, wird der der Markt boomen?

Manfred Moormann: Er wird kontinuierlich weiter wachsen, bis das Thema schließlich so spannend wird wie einst das Farbfernsehen.

WebStandard: Wie ist das bisherige Feedback der Konsumenten?

Manfred Moormann: Die Kunden sind vor allem überrascht, was alles möglich ist. Das sind oft Kleinigkeiten wie unser Intern-Zapper, der einem beim Kanalwechsel anzeigt, wie lange die momentane Sendung noch läuft oder der elektronische Programmführer.

WebStandard: Aber im Prinzip ist das nichts Neues. Über digitales Satellitenfernsehen geht das schon länger.

Manfred Moormann: Natürlich, nur sind dort die Aktualisierungsrate und die Geschwindigkeit mit der diese Informationen übermittelt werden in der Regel geringer. Aber es gibt sicher Ausnahmen.

WebStandard: Gibt es noch technische Probleme? Werden noch Ausfälle registriert?

Manfred Moormann: Also, im Allgemeinen gibt es keine technischen Probleme.

WebStandard: Wie sieht es mit der Funktion aus Filme auf Wunsch wie aus einer Videothek abzurufen? Gibt es eine Art Pay-Per-View?

Weiter:"Video on Demand" oder doch "Pay per View"?

Manfred Moormann: Wir führen diese Funktion unter Video-On-Demand (VOD). Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass alle Filme über VOD automatisch kostenpflichtig sind.

WebStandard: Aber es gibt kostenpflichtige Inhalte?

Manfred Moormann: Ja, wir haben Verträge mit Major-Hollywood-Studios und anderen Content-Anbietern, von denen wir zum Teil kostenlose und zum Teil zu bezahlende Inhalte anbieten. Speziell bezüglich der Preise haben wir hier ein gutes Feedback von den Konsumenten. Durch die einfachere Handhabung, sagen uns viele Kunden, käme der Service oft billiger als eine Videothek, da man nicht auf das Zurückbringen vergessen kann. Zudem ist es bequemer, man muss das Haus nicht verlassen.

WebStandard: Was kosten die Filme im Schnitt? Ich erinnere mich auf der aon-Homepage "ab einem Euro" gelesen zu haben.

Manfred Moormann: Das ist je nach Film unterschiedlich. Die Preisspanne beginnt bei einem Euro für zum Beispiel Kindersendungen wie "Wicki" und geht bis neun Euro für Adult-Movies.

WebStandard: Wie funktioniert dieses Angebot im Detail? Muss man sich an bestimmte Zeiten halten?

Manfred Moormann: Nein, das ist ja einer der wesentlichen Vorteile von VOD. Der Nutzer blättert im Angebot herum, sieht sich gegebenenfalls Trailer an und wählt schließlich einen Film nach Wahl aus. Nach Eingabe des PINs erfolgt die Verrechnung erfolgt dann durch die Telekom. Gestoppte fünf Sekunden danach kann der Film gestartet werden. Man kann vor- und zurückspulen, das Geschehen zu jeder Zeit pausieren – wie man das von DVD-Playern kennt.

WebStandard: Wird der Inhalt dabei gestreamt oder muss man den herunterladen?

Manfred Moormann: Gestreamt. Wir sehen das auch als einen Vorteil gegenüber Angeboten wie denen von Amazon, bei denen man recht lange auf den gewünschten Film warten muss. Wir halten diese Art des Angebots auch für recht langweilig und nicht mehr zeitgemäß, obwohl sie in den Medien sehr "gehypet" wird.

WebStandard: Aber wie sieht das dann aus, kann ich mir den Film dann nur einmal anschauen? Einen Film aus der Videothek könnte ich ja mehrere Male ansehen und auch an andere verborgen.

Manfred Moormann: Bei uns ist Pay-Per-View tatsächlich eine Miete von 24 Stunden, innerhalb derer man den Inhalt so oft konsumieren kann, wie man will.

WebStandard: Wie sehen Sie die bestehende und kommende Konkurrenz seitens Amazon und Apple, die ja schon nächstes Jahr mit einem VOD-Dienst über Internet auf den Markt kommen werden? Sind das Alternativen?

Manfred Moormann: Nein, das denke ich nicht, eher eine Ergänzung als eine Alternative. Zum einen liegt das am Bedürfnis der Menschen eine vom Computer losgelöste Lean-Back-Umgebung, wie das Wohnzimmer, beim Fernsehen genießen zu können und zum anderen am Wunsch auch lineare Inhalte in Form von Programmen wie ORF1/2 konsumieren zu wollen.

Weiter: Wie siehts aus mit Youtube? Kann man seine eigenen Inhalte auch über aon verbreiten?

WebStandard: Gibt es im Ausland, sagen wir in den USA, Anbieter nach denen sich die Telekom richtet, deren Modell beispielgebend ist?

Manfred Moormann: Sie werden lachen, aber im internationalen Vergleich sind wir ganz weit vorne mit dabei. In der Fülle unseres Angebots setzen wir Maßstäbe.

WebStandard: TIVO bietet einen Service an, über den man von Verbrauchern generierte Inhalte, wie sie von Youtube bekannt sind, auch am Fernseher empfangen kann. Wird das die Telekom künftig auch anbieten?

Manfred Moormann: Wir hatten dazu bereits ein Projekt in einer Oberösterreichischen Gemeinde bei dem wir User-generierte Inhalte weitläufig ausgestrahlt haben. Inhalte, wie die auf Youtube, sind natürlich hervorragend. Nur muss man auch sehen, wenn es darum geht Inhalte über Peer-to-Peer-Technologie zu vertreiben, dann ist das auch eine Gefahr für die Filmindustrie. Wenn man sich ansieht, was mit der Musikindustrie passiert ist, seit dem die P2P-Netzwerke aufgekommen sind, dann muss man schon sagen, dass die Konzerne durch diese Technologien schon sehr arg unter Bedrängnis geraten sind.

WebStandard: Da muss man aber schon einwerfen, dass erst durch die illegalen Downloads die Anbieter sich Gedanken gemacht haben über die Möglichkeit des Onlinevertriebs. Mir steht nicht zu das zu rechtfertigen, aber wäre das Eine ohne dem Anderen vielleicht gar nicht erst entstanden?

Manfred Moormann: Ich will das auch nicht werten, ich schaue mir selbst manchmal Inhalte über Youtube an und das ist auch toll, aber es ist nicht alles. Videos sind nur eine Seite. Zum Beispiel könnte man bei uns auch Digital-Fotos über das Netzwerk vertreiben – vom PC direkt zu einem Fernseher der Wahl verschicken.

WebStandard: Wird es möglich sein User-generierten Inhalt, wie einen selbst gedrehten Kurzfilm über das aon-TV-Angebot zu vertreiben?

Manfred Moormann: Das ist eine Funktion, die wir schon – wie erwähnt in Oberösterreich – bereits ausgearbeitet haben. Die liegt bei uns sozusagen in der Schublade und bei Bedarf reichen wir sie nach.

WebStandard: Wie würde das genau funktionieren? Was mache ich mit meinem selbst gedrehten Film?

Manfred Moormann: Sie würden ihn auf eine unserer Plattformen hochladen, ein Redakteur würde den Inhalt überprüfen und schließlich freigeben. Der Film würde dann via Stream abrufbar sein. Es besteht auch die Option, den Inhalt nicht dem gesamten Publikum zur Verfügung zu stellen, sondern den Zugriff zu limitieren. Ein anderes Projekt in Zusammenarbeit mit Sport in Wien TV, welches der ehemaliger ORF-Reporter Michael Knöppel leitet, zeigt aber noch eine weitere Funktion dieser Technik. So können auch Unterliga-Sportveranstaltungen ihre Berichterstattung finden, in dem sie über ein Netzwerk - wie dem von aon - gezeigt werden. Unsere Technologie verfügt in dem Sinne nicht über eine Limitierung der Sender.

WebStandard: Welche Pläne gibt es noch für die Zukunft?

Manfred Moormann: Wir planen in Kooperation mit Rundfunksendern exklusive Inhalte anzubieten und auch gewisse Sendungen zeitversetzt auszustrahlen.

WebStandard: Kann man die Sendungen auch aufzeichnen?

Manfred Moormann: Analog, mit einem VHS-Recorder geht das schon. Wir haben auch die Technik, eine sogenannte netzseitige Aufnahmefunktion anzubieten, nur verbieten uns die Programmveranstalter dieses Feature einzuschalten, obwohl sie es uns aufgrund des Urheberrechts erlauben müssten. Es wäre sicher sinnvoller aus Sicht der Programmveranstalter an Lösungen zu arbeiten, die zwar das Aufnehmen erlauben, das Herausschneiden von Werbung jedoch nicht. Den jetzigen Ansatz halten wir nur für bedingt visionär. (Fragen stellte Zsolt Wilhelm)