Finanzstaatssekretär Alfred Finz zu Gast im Wiener Haydn-Gymnasium. Mit den Schülern spricht er über die Funktionen des Kapitalmarktes.

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Wien - Donnerstag, zehn Uhr, im Wiener Haydn-Gymnasium schrillt die Schulglocke und läutet das Ende der Pause ein. Die Schüler der Klasse 7B versammeln sich im Zeichensaal. Dort warten die sieben Mädchen und 13 Burschen auf Finanzstaatssekretär Alfred Finz. Mit dezenter Verspätung kommt Finz in den Unterricht und beginnt zu erzählen.

"Der österreichische Kapitalmarkt lag lange Zeit im Dornröschenschlaf", startet Finz seine Ausführungen. Dies habe sich mittlerweile geändert. Vor allem für Unternehmen sei der Kapitalmarkt wichtig, brauchen diese doch auch über die Gründungsphase hinaus immer wieder frisches Geld. Bisher hätten Unternehmen Anschaffungen fast ausschließlich über Kredite, also über Fremdkapital, finanziert. Daher sei die Ausstattung mit Eigenkapital in österreichischen Unternehmen traditionell eher schlecht. Der Kapitalmarkt biete hingegen Möglichkeiten zur Beschaffung von Eigenkapital. "Am Erfolg eines Unternehmens können sich wiederum Anleger beteiligen, wenn sie Aktien kaufen", erklärt der frühere Landesparteiobmann der ÖVP Wien.

So weit denkt Willi (17) aber noch nicht. Er will vom Staatssekretär nur wissen, wie er sein kleines Taschengeld am besten anlegen kann. Der Experte spricht sogleich von renommierten Banken und Einlagensicherung. Finz rät, das erstverdiente Geld zur Bank zu tragen: "Die sicherste Anlage ist die bei einer renommierten Bank. Die Einlagen sind bis zu 20.000 Euro gesichert." Als Strategie empfiehlt Finz, zuerst einen "Sicherheitspolster" anzusparen. Später könne man sich überlegen, welchen Anteil vom Gehalt man sparen will und welchen Betrag man anlegen möchte.

Chance und Risiko

Auch dass die Börse kein sicherer Hafen für angelegtes Geld ist und viele Ereignisse, etwa der Ölpreis oder politische Unruhen, die Markt-Entwicklung beeinflussen, weiß Finz zu berichten.

Welche Unternehmen denn ein sicheres Investment seien, will Chang (17) daraufhin wissen. Finz: "Die Wirtschaft ist ständig im Fluss. Unternehmen müssen sich laufend neuen Standards und dem internationalen Wettbewerb anpassen." Wichtig sei, darauf zu schauen, welches Unternehmen sich langfristig in diesem Umfeld halten wird können. Aktien von Autofirmen würde Finz derzeit nicht kaufen und nennt den Ölpreis sowie ständig steigende Umweltauflagen als Risikofaktoren. Das "sichere" Unternehmen gebe es nicht, sagt der einst im Rechnungshof tätige Finz und zieht eine Parallele zum Fußball, wo "auch die beste Mannschaft in einer schlechten Saison am letzten Platz landen kann".

Vom richtigen Zeitpunkt

"Wann ist der beste Zeitpunkt zum kaufen und wann soll man Aktien wieder verkaufen?", fragt Hans (17) sich und den Staatssekretär (63). "Schlecht ist, wenn man das macht, was alle zur gleichen Zeit machen", lautet dazu der Tipp. Hat eine Aktie einen langen Anstieg hinter sich, sei das kein guter Zeitpunkt für einen Einstieg. Finz: "Man muss sich überlegen, welches Unternehmen noch in zehn Jahren an der Börse eine gute Performance liefern wird."

Wie aber kann das herausgefunden werden, will Willi wissen. "Für einen Laien ist diese Einschätzung nicht leicht", gibt Finz zu. Daher sei es wichtig, sich Informationen über die jeweiligen Unternehmen zu besorgen. Am besten sei, mit einem Berater über die Anlagewünsche zu sprechen. Dieser könne helfen, das individuelle Risiko abzuschätzen und zu klären, ob zur Veranlagung Aktien oder Fonds gewählt werden sollen. Um Anleger von morgen auf den Kapitalmarkt vorzubereiten, bietet die Wiener Börse ein Unterrichtspaket für Schulen an. Von Spekulationen rät der Staatssekretär ab: "Das ist wie im Kasino." (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2006)