London - Neue Enthüllungen um Schmiergelder im englischen Fußball: Bei bis zu 80 Transfers soll nach Recherchen eines Sonderermittlers in den vergangenen zwei Jahren Schmiergeld geflossen sein, auch Manchester United gehört inzwischen zum Kreis der verdächtigen Klubs.

Das werde der mit der Aufklärung der Vorgänge beauftragte Lord Stevens dem nationalen Verband FA in seinem Bericht mitteilen, schrieb die Zeitung "News of the World" am Sonntag. Die BBC, die den Skandal in einer TV-Sendung öffentlich machte, will am Montag mit der FA über die Übergabe der gesammelten Beweise gegen Trainer und Offizielle verhandeln.

Sonderermittler schaltet FIFA ein

"Lord Stevens war geschockt vom Umfang dessen, was er aufgedeckt hat und hat den klaren Verdacht, dass Schmiergelder im Spiel waren", wird ein FA-Funktionär von "News of the World" zitiert. Der Sonderermittler werde daher auch den Weltverband FIFA einschalten. Der FA will Lord Stevens demnach empfehlen, 80 Spielerwechsel genauer zu überprüfen.

Nach Informationen des Blattes sollen auch Transfers von Manchester United zu den von Lord Stevens monierten Vorgängen gehören. Zudem werden erneut die Bolton Wanderers genannt, deren Trainer Sam Allardyce nach Recherchen der BBC als Hauptverdächtiger in dem Skandal gilt. Die BBC hatte in ihrer TV-Dokumentation außerdem schwere Vorwürfe gegen den Jugendkoordinator von Meister Chelsea, Frank Arnesen, sowie gegen Portsmouth-Coach Harry Redknapp und Rekordmeister Liverpool erhoben.

Die FA forderte die BBC auf, alle Beweise an den Verband weiterzureichen. An diesem Montag wollen Verantwortliche des TV- Senders nach Informationen der "Mail on Sunday" mit dem Verband über die Herausgabe des teilweise noch ungesendeten Materials beraten.

Allardyce schaltet Anwalt ein

Der unter Druck geratene Allardyce schloss am Wochenende erneut einen Rücktritt aus. "Ich werde nicht gehen. Das Gute ist, dass die Vereinsführung von Bolton mir ihre totale Unterstützung zugesagt hat", erklärte der Trainer, der mit Hilfe eines Anwalts gegen die Vorwürfe vorgeht. Dem "Sunday Mirror" sagte Allardyce: "Ich denke, das Ganze wird bald bereinigt sein."

Sein Sohn Craig, der bei den Schmiergeld-Zahlungen laut BBC als "Strohmann" tätig wurde, wies die Anschuldigungen am Sonntag abermals zurück: "Jedes Geschäft, das ich als Spielerberater abgewickelt habe, war legal."

Die Vereinigung der Liga-Trainer warnte davor, Schmiergeld-Zahlungen als grundsätzliches Problem des englischen Fußballs darzustellen. "In einem Geschäft, in dem es um so viel Geld geht, wäre es naiv zu denken, dass es so etwas nicht gibt. Aber ich denke nicht, dass es weit verbreitet ist", sagte Frank Clark, der Vize-Präsident des Trainer-Verbands. (APA/dpa)