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Vater Monzon weiht den Boca-Totenacker.

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Neben diesem Mann könnten Sie begraben werden.

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Buenos Aires - Die Anhänger der Boca Juniors, dem beliebtesten Fußballklub Argentiniens und Stammklub von Diego Maradona, können ihrer Liebe nun tatsächlich von Geburt bis zu Tod treu bleiben: Denn auf dem Gelände des Privatfriedhofes Iraola in der Nähe von Buenos Aires hat Boca vor kurzem einen Vereins-Friedhof eröffnet. Dort können Fans und Fußballer Seite an Seite ewige Ruhe finden - umgeben von Blumen in den Vereinsfarben Blau und Gelb.

Am Eingang plätschert ein Springbrunnen in der Form des Boca-Wappens und auch auf dem Rasen thront das Vereinssymbol. "Boca-Anhänger und Spieler können sich mit diesem Ort identifizieren. Für sie ist es wunderbar, hier ihre letzte Ruhe zu finden", sagte der katholische Priester Jose Luis Monzon, nachdem er die Ruhestätte mit Gebeten und Segenswünschen geweiht hatte.

Boca Juniors wurde von italienischen Einwanderern in La Boca, dem Hafenviertel von Buenos Aires, gegründet. Mit 16 internationalen Titelgewinnen ist Boca die erfolgreichste Vereinsmannschaft der Welt und berühmt für ihre Hingabe und Begeisterung. Schon bisher ließen sich viele eine Boca-Fahne mit in den Sarg legen. Wer einen Schritt weitergehen und sich auf dem Vereins-Friedhof begraben lassen will, hat gute Chancen, in der Nähe berühmter Kicker zu ruhen. "Es ist so schön hier, da bekommt man Lust gleich hierzubleiben", scherzte zum Beispiel Antonio Rattin, berühmter Boca-Goalie aus den 1960er Jahren, bei der Einweihung. "Boca ist nicht nur in sportlicher Hinsicht ganz vorne. Jetzt sind wir auch der erste Verein mit einem eigenen Friedhof."

Nur der Glaube an Boca zählt

Zur Einweihung der sportlichen Ruhestätte gab es gleich zwei Beerdigungen: die verstorbenen Spieler Julio Elias Mussimessi und Juan Estrada wurden auf das neue Areal umgebettet. Auf dem ein Hektar großen Areal ist Platz für 3.000 weitere Fan-Gräber. "Aber bei Bedarf können wir das Gebiet auf 12.000 Grabstätten ausweiten", beruhigt Maria Cristina Diaz von der Friedhofsverwaltung. Zu einer Pilgerstätte oder einer Touristenattraktion dürfe die Vereins-Ruhestätte jedoch nicht werden. Schließlich müsse Rücksicht auf die anderen Teile des katholischen Friedhofes genommen werden. In der Boca-Sektion spielt die Religionszugehörigkeit keine Rolle. Nur an Boca muss glauben, wer hier ruhen will - und zahlungskräftig muss er sein: Umgerechnet zwischen 800 und 3.000 Euro kostet ein Grab. In Argentinien, in dem ein Angestellter durchschnittlich 300 Euro monatlich verdient, ist das eine Menge Geld.

"Geschäftemacherei"

Die Fans aus La Boca stehen der exklusiven Ruhestätte deshalb kritisch gegenüber. "Das ist nur Geschäftemacherei", empört sich zum Beispiel Angel, der in einem Fan-Shop arbeitet. "Warum schenkt Boca seinen Mitgliedern nicht einen Platz auf dem Friedhof, als Dankeschön für die Passion, mit der wir den Verein unterstützen?" Er würde gerne neben seinen Idolen ruhen und "so geht es den meisten Boquenses", sagt er. Vor allem, weil die Chance besteht, dass ihnen dort der große Maradona nahe sein wird: Boca hat ihm eine Grabstätte geschenkt. Doch ob die argentinische Fußballlegende den ersten Vereinsfriedhof der Welt mit seiner ewigen Anwesenheit beehren wird, ist noch nicht bekannt. (APA/dpa/red)