Der ATX soll schon in den kommenden Wochen einen Endspurt hinlegen und bis zum Jahresende 3.950 Punkte erreichen. Ungebremstes Wachstum erwartet die CAIB den Angaben zufolge auch für danach: In zwölf Monaten soll der Leitindex bei 4.250 Zählern stehen.
OMV belastet
Die Entwicklung des ATX seit Mai eindeutig belastet hat Index-Schwergewicht OMV. Die im Frühjahr angedachte OMV-Verbund-Fusion, die kurz darauf geplatzt ist, haben die internationalen Analysten negativ aufgenommen und mit Verkäufen abgestraft. "Die Zusammenführung wurde vom Markt nicht goutiert", so Reisenberger. "Ich persönlich glaube, dass der Deal gestorben ist, aber der Markt ist skeptisch", so der CAIB-Experte. Das OMV-Management habe zwar beteuert, dass die Fusion nicht mehr aufleben würde. Doch das Sagen hat überwiegend noch die Staatsholding ÖIAG, die gemeinsam mit den syndizierten Anteilen der International Petroleum Investment Company (IPIC, Abu Dhabi) 49 Prozent schwerer Kernaktionär des Ölkonzerns ist.
Bei den prognostizierten rosigen Aussichten stützt sich die CAIB unter anderem auf die niedrige Bewertung der österreichischen Papiere und deren Finanzkraft: "Die ATX-Unternehmen sitzen auf einem jährlich größer werdenden Geldberg", verwies Reisenberger auf einen Cash-Polster von 5,9 Mrd. Euro zum Jahresende 2006. Das entspricht sieben Prozent der Marktkapitalisierung des ATX. Eine "noch generösere Ausschüttungspolitik" sei zu erwarten.
Privatisierungen
Den heimischen Aktienmarkt in Schwung bringen dürften auch eine Reihe von Privatisierungen und Kapitalerhöhungen. Denn die Entstaatlichung dürfte zügig voran schreiten. Eine weitere Privatisierung sei von der Post zu erwarten, allerdings erst 2008. Dagegen sei die Telekom Austria schon nächstes Jahr ein Kandidat für eine weitere Privatisierung. "Vielleicht zieht sich der Staat auf null Prozent zurück - vor allem wenn Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) auch nach den Wahlen weiter im Amt bleibt", meint Reisenberger. Zusätzlich sind Gerüchte im Markt, dass bei der Fluggesellschaft Austrian Airlines und der CA Immo Kapitalerhöhungen ins Haus stünden.
Internationale Investoren warten derzeit jedenfalls ab, wie die Nationalratswahlen am 1. Oktober ausgehen. "Eine gewisse Zurückhaltung ist schon zu erkennen", räumt der Banker ein. Ein für die Börse erfreuliches Szenario wäre eine große Koalition aus ÖVP und SPÖ. Eindeutig negativ auf die Stimmung auswirken würde sich eine Regierung aus Parteien, die Privatisierungen skeptisch gegenüber stehen - etwa die Konstellation Rot-Grün.