Diana Krall: "From This Moment On"
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Es ist unser Zeitalter doch auch eines der neu erwachenden Jazzhistorie. Und dies zur Zeit vor allem mit den Mitteln des Vokalen. Jene ferne Zeit, da Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald, Carmen McRea und Billie Holiday ihre Erzählkunst in den Dienst von Alltagsträumen und gebrochenen Herzen stellten, feiert Wiedergeburt als Ehrgeiz junger Damen, sich in die Geschichte zu vertiefen. Und sie können mitunter glaubwürdigen Erzählcharme entfalten, auch wenn die Originalen mahnend über ihnen schweben. Irgendwer muss allerdings wohl die Jazzfackel - zumal live - weitertragen, damit ein Genre nicht untergeht.

Irgendwie hat der Trend mit Diana Krall begonnen, und sie ist mittlerweileein echter jazzig-kommerzieller Selbstläufer geworden. Ihre CD-Neuheiten werden auch per TV-Werbung gepuscht. Und Miss Krall kann es sich auch leisten, in Hotels Sonderwünsche (bezüglich Handtüchern etwa) zu äußern - sie ist ein Popstar der swingenden Zunft.

Alles kein Zufall und auch nicht ohne Berechtigung: Krall hat das Timbre und die Phrasierung, die alte Songwelten aufwecken und beleben - besonders bei Balladen trifft sie die Liedchen mitten ins Herz. Die Arrangements mit denen sie sich mitunter umgibt, sind nicht immer so schön herb wie ihre Stimme. Aber auch der alte Sinatra umgab sich gerne mit Streicherwatte. Nach "The Look of Love" hat sie nun nach Jahren erstmals wieder eine Studio-CD vorgelegt.

"From This Moment On" bringt zwölf jazzige Stücke, die auch das minimalistische Flair ihrer Klavierarbeit präsentieren. Umgarnt vom Big-Band-Sound swingt Krall altmodisch mainstreammäßig, verbreitet die Aura der 60er Jahre. Aber ihre Stimme! Sie hat kühle Hitze, etwas Relaxt-Verschlafenes und ist stark in der Gestaltung der Phrasen, überzeugend im Ausdruck. Das Reibeisenflair ihrer Stimme ist ihr Kapital, Krall spielt es gelassen aus. Wenn sie noch etwas weniger Arrangementkitsch einsetzen würde (wie etwa bei "Little Blue Girl") ... (Ljubisa Tosic)