Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/George Esiri
Tokio - Im Streit mit dem Ölkonzern Royal Dutch Shell über das Förderprojekt Sachalin 2 hat Russland weitere Fortschritte von einer Beteiligung des Gasmonopolisten Gazprom abhängig gemacht. Das Projekt könnte schneller vorankommen, wenn ein Staatsunternehmen wie Gazprom beteiligt werde, sagte Russlands Botschafter in Japan, Alexander Losjukow, am Mittwoch. Damit klären sich allmählich die Hintergründe für den jüngsten Gegenwind aus Moskau.

Die Gespräche über eine Beteiligung Gazproms könnten noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis kommen, sagte der Botschafter. Er ließ jedoch offen, wann dort die Gasförderung beginnen könnte. Losjukow unterstrich mit seinen Äußerungen den Wunsch der russischen Regierung nach einer höheren Beteiligung an dem 20-Milliarden-Dollar-Projekt (15,8 Mrd. Euro).

Lukratives Geschäft

Der Streit mit Shell war aufgekocht, nachdem Russland am Montag umweltrechtliche Genehmigungen für das Flüssiggas-Projekt zurückgezogen hatte. Analysten vermuteten schon damals, dass es Russland vor allem um eine höhere Beteiligung an dem lukrativen Geschäft geht. Das Abkommen zwischen der russischen Regierung und Shell über die Gasförderung datiert aus den frühen 90er Jahren, als der Ölpreis noch deutlich niedriger war als heute.

Sachalin 2 ist eines der wenigen russischen Gasprojekte, die vollständig in der Hand ausländischer Investoren sind. Neben Shell sind die beiden japanischen Unternehmen Mitsui und Mitsubishi Corp. mit 25 beziehungsweise 20 Prozent beteiligt. Es wird bereits Öl gefördert, mit dem Export von Flüssiggas sollte ursprünglich 2008 begonnen werden.

Russland sei es bei den jüngsten Umweltauflagen nicht darum gegangen, das Projekt weiter zu verzögern, betonte Losjukow. Allerdings müssten immer noch etwa 60 Verstöße gegen Umweltauflagen geklärt werden. Die Gaslagerstätten befinden sich in einer ökologisch sensiblen Region vor der Insel Sachalin nördlich von Japan. Dort liegen nach Informationen von Umweltschutzorganisationen die Futtergründe für seltene Walarten.

Konflikt zwischen Russland und Japan

Der designierte japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hatte am Dienstag davor gewarnt, dass weitere Verzögerungen bei Sachalin 2 die diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Russland belasten könnten. Das Verhältnis zwischen Russland und Japan wird seit Jahrzehnten durch einen Territorialkonflikt getrübt. Japan und Russland streiten sich um die Kurilen, eine Inselgruppe östlich der Insel Sachalin. Auch die EU-Kommission schaltete sich in die Diskussion ein und forderte Russland auf, die internationalen Vereinbarungen in Energiefragen einzuhalten.

Gazprom hatte mit Shell seit längerem über einen Anteilstausch verhandelt. Der russische Konzern sollte eine Beteiligung von 25 Prozent an Sachalin 2 erhalten, im Gegenzug sollte Shell Zugang zu einem anderen Förderprojekt in Westsibirien erhalten. Die Gespräche sind laut Gazprom jedoch vor einem Jahr ins Stocken geraten, als sich abzeichnete, dass die Kosten für das Projekt das ursprünglich gesteckte Ziel deutlich übertreffen. Shell hatte dem Tausch bereits zugestimmt.

Exxon stoppt Förderung bei Sachalin 1

Der US-Ölkonzern ExxonMobil hat unterdessen Informationen aus Kreisen zufolge seinerseits die Ölförderung bei seinem benachbarten Zwölf-Milliarden-Dollar-Projekt Sachalin 1 gestoppt. Als Grund wurde eine technische Überprüfung angegeben. Exxon wollte ursprünglich Ende des Monats mit dem Export beginnen. An diesem Zeitplan werde festgehalten, sagte ein Sprecher des Ölkonzerns. Zu dem Förderstopp äußerte er sich nicht. Offen ist, ob die Unterbrechung in Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen bei dem Projekt zusammenhängt. Eine regionale russische Umweltbehörde hatte ebenfalls am Montag die ökologische und technische Zulässigkeit eines dortigen Exportterminals in Frage gestellt. (APA/Reuters)