Wien - Der Markt für Konsumkredite ist mit einem Marktanteil von 71 Prozent derzeit noch fest in den Händen der heimischen Retailbanken. "Der Wettbewerb am Konsumkreditmarkt wird in den kommenden Jahren durch neue Markteintritte und Ersatzprodukte aber stark zunehmen", warnt Roland Smertnig, Partner beim Beratungsunternehmen Accenture.

Denn so genannte "Kreditfabriken" - also Institute, die Kleinkredite relativ rasch und ohne aufwändiger Bonitätsprüfung vergeben - bedrohen den Markt. "Den österreichischen Retailbanken fehlen innovative Ansätze in den Bereichen Produktdifferenzierung und Prozesseffizienz als Antwort auf diese Bedrohung", erklärt Michael Preissl, Konsumkredit-Experte bei Accenture Österreich.

Es gebe bisher nur eine geringe Zahl innovativer Konsumkredit-Produkte.

Während ein Kreditantrag bei Banken eingehend geprüft und diverse Unterlagen über die eigene Bonität und Absicherung dem Antrag beigelegt werden müssen, geht die Kreditvergabe bei den neuen Konkurrenten mit durchschnittlich 32 Minuten sehr rasch. Bei der GE Money Bank fällt die Kreditentscheidung sogar innerhalb von drei Minuten. Möglich ist diese rasche Abwicklung durch die Angabe von etwa acht Kennzahlen zur eigenen Situation. Angaben zum Wohnviertel, zur Berufstätigkeit und zum Familienstand reichen, um eine sofortige Zu- oder Absage für einen Blitzkredit zu bekommen.

Vorteil Internet

Die Ausfallsquote sei gleich niedrig wie in jedem anderen Kreditgeschäft, betont Smertnig. Denn: "Die Automatismen bei der Kreditvergabe sind strenger als der Mensch."

Die Möglichkeit, einen Kredit online zu organisieren, sei ein großer Vorteil der Kreditfabriken, sagt Smertnig. Denn die Öffnungszeiten von Bankfilialen seien beschränkt.

Diese Konsumkreditspezialisten, die in Österreich aktiv sind (GE Money Bank, Ing-Diba, Easybank, Generali Bank) haben ihren Marktanteil zwischen 2000 und 2004 um 33 Prozent gesteigert. Der gesamte Konsumkreditmarkt ist in den vergangenen Jahren durchschnittlich vier Prozent pro Jahr auf 26 Milliarden Euro 2005 angewachsen.

Ausgegeben wird das schnelle Geld zu rund 70 Prozent im Kfz-Bereich. 20 Prozent fließen in Haushaltsgeräte und zehn Prozent in Unterhaltungselektronik. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.9.2006)