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Foto: APA/Helene Maier
Wien - Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) jubeln über Zuwächse im ersten Halbjahr 2006: Das Vorsteuerergebnis habe sich von minus 19,4 auf plus 17,3 Mio. Euro gedreht, zu Jahresende soll es bei 26 Mio. Euro liegen. Der Umsatz werde im Gesamtjahr 2006 um sechs Prozent auf über 5,3 Mrd. Euro zulegen. Gestiegen sei im 1. Halbjahr sowohl die Zahl der Fahrgäste wie auch der Tonnagen, teilten die ÖBB am Dienstag mit.

Weiter sinken werde die Zahl der Mitarbeiter: Von 46.059 im Vorjahr auf heuer 43.900. Gleichzeitig soll die Poduktivität um zehn Prozent steigen.

Kredite steigen "wie geplant" an

Die Bahn betonte, dass die erwartete Gewinnverdoppelung für heuer trotz um 30 Mio. höherer Abschreibungen und um 40 Mio. Euro höherer Zinsbelastungen erreicht wurde. Welche Rolle dabei Rückstellungen und Immobilienverkäufe gespielt haben, lasse sich erst zu Jahresende sagen, teilten die ÖBB auf APA-Anfrage mit. Die Kredite werden von 2005 auf 2006 von 6,5 auf 7,8 Mrd. Euro "wie geplant" ansteigen. Die Bankverbindlichkeiten werden ausschließlich für den Infrastrukturausbau verwendet, wo in den vergangenen 20 bis 30 Jahren viel zu wenig geschehen sei, betonte die Staatsbahn. Höhere Rückstellungen, umfangreichere Immobilienverkäufe und steigende Kredite hatten im Vorjahr das Ergebnis ins Plus gedreht. Dazu kamen noch Staatszuschüsse in der Höhe von 1,56 Mrd. Euro.

Die ÖBB betonten heute, dass die steigenden Kredite der Preis dafür seien, dass die Bahn im Jahr 2012 grundlegend neu dastehe. Als Beispiel nannte ÖBB-Sprecher Gary Pippan den dann fertig gestellten viergleisigen Ausbau der Westbahn sowie die Fertigstellung des Hauptbahnhofes Wien sowie des Bahnhofes St. Pölten. Zwischen Wien und Salzburg gelte dann Tempo 230, schon jetzt würden 40 Prozent der Strecke mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h zurückgelegt. Allein im vergangenen Jahr seien zehn Bahnhöfe neu den Kunden übergeben worden.

Sechs Millionen mehr Fahrgäste erwartet

Bis Jahresende wird von einem Fahrgast-Plus von über 6 Mio. zusätzlichen Fahrgästen ausgegangen. Auch die Zahl der beförderten Güter soll steigen, nämlich von 88 Millionen (2005) auf über 90 Millionen Tonnen. Zurückzuführen sei das auf die erfolgreiche Restrukturierung im Bereich der Rollenden Landstraße, der Sanierung des Stückgutbereiches und die guten Ergebnisse bei den Speditionen, betonte das Management.

SPÖ: Bahn ein "Privilegienexpress"

Bezweifelt werden die Halbjahreszahlen von der SPÖ. "Zur vorgelegten Bilanz kann nur gesagt werden, dass man (ÖBB-Chef Martin) Huber kein Wort glauben kann", so Rechnungshofsprecher Günther Kräuter am Dienstag. Er sprach von einem "peinlichen Eigenlob" und von einer "Krisensitzung des Aufsichtsrates".

Geht es nach Kräuter, dann "dreht sich das Affären-Karussell bei den ÖBB rund um Parteienwerbung, Postenschacher, Beraterverträge um 100 Millionen Euro, Aufsichtsräten als Auftragsnehmer, Kreditkartenbetrug und Bilanztricks immer schneller und schneller". Kräuter: "Auch wenn Huber die Flucht nach vorne versuche, bleibe er völlig unglaubwürdig, die ÖBB sind längst ein Privilegien- und Skandal-Express."

Die SPÖ ortet bei den Aufsichtsbehörden "keinerlei Bereitschaft, die mannigfaltigen Skandale und Affären im Unternehmen einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen". Und Verkehrsminister Hubert Gorbach (BZÖ) sei "ohnehin seit Monaten auf Tauchstation." Kräuter forderte in einer Aussendung einmal mehr eine Rechnungshof-Gesamtprüfung der gesamten Ära Huber. Weiters kündigte Kräuter zusätzliche Initiativen anlässlich der Nationalrats-Sitzung übermorgen Donnerstag an. (APA)