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Trat zurück: Tronchetti Provera.

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Als Nachfolger soll Guido Rossi nominiert worden sein.

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Der überraschende Rücktritt von Telecom-Italia-Präsident, Marco Tronchetti Provera am Wochenende hat ein politisches Schlamassel ausgelöst. Die Opposition fordert eine parlamentarische Untersuchung des Falls Telecom Italia. Als Grund wird die Einmischung der Regierung in die Strategie des 1997 privatisierten Unternehmens genannt. Inzwischen hat Regierungschef Romano Prodi jegliche Verantwortung für den von seinem Wirtschaftsberater angeblich auf "eigene Faust" ausgearbeiteten Plan abgelehnt.

Demnach sollte die Festnetztelefonie wieder unter staatliche Kontrolle geraten. Nach dem Rücktritt des Präsidenten am Wochenende soll nun Krisenmanager Guido Rossi vorerst die Geschicke des Konzerns leiten. Der Grund für den Rücktritt des 59-jährigen Präsidenten war die negative Reaktion auf die geplante Neuordnung des mit 41,3 Mrd. Euro verschuldeten Konzerns. Tronchetti Provera sah eine Dreiteilung der Gruppe in einen Medienkonzern, ein Festnetz - und ein Mobilfunkunternehmen vor.

Die "neue Telecom" sollte sich künftig verstärkt auf das Breitband- und Mediengeschäft konzentrieren. Die erst vor einem Jahr in den Konzern voll integrierte Mobilfunkgesellschaft TIM sollte neuerdings ausgegliedert werden.

Die Anleger reagierten enttäuscht auf den Plan, weil sie drastischere Schritte wie etwa den TIM- Verkauf erwartet hatten. Analysten blieben auch skeptisch, weil es noch wenige Details zum neuen Konzern gab. Die italienische Politik reagierte erbost, da sie befürchtete, dass TIM unter ausländische Kontrolle gerät.

Für die Opposition ist die durch die TI-Neuordnung ausgelöste Politkrise ein gefundenes Fressen. Es wird nicht nur eine parlamentarische Untersuchung, sondern auch der Rücktritt von Romano Prodi gefordert. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.9.2006)