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Der MAN-Konzern will durch die Übernahme des schwedischen Konkurrenten zum größten Hersteller von Lastwagen und Bussen in Europa aufrücken.

Foto: AP/Fredrik Sandberg
München - Der Münchner Lkw-Hersteller MAN steht nach Medienberichten kurz vor der Übernahme des schwedischen Mitbewerbers Scania. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP wird sich der MAN-Aufsichtsrat voraussichtlich am Wochenende auf einer Sondersitzung mit dem Thema befassen. Die Deutschen wollten sich vorerst dazu nicht äußern, hatten aber zuvor schon ihr Interesse an den Schweden bestätigt. Schon jetzt wird spekuliert, dass MAN für Scania tief in die Tasche greifen muss. Der österreichisiche Zulieferer Miba, bereits mit MAN im Geschäft, hofft, dass ihm der Deal die Tür zu Scania aufstößt.

Die "Financial Times Deutschland" berichtete unterdessen, dass MAN den Scania-Aktionären ein Angebot von 440 schwedischen Kronen - umgerechnet 47,52 Euro - machen will. Eine vollständige Übernahme des schwedischen Konzerns käme damit auf ein Volumen von 9,5 Mrd. Euro. MAN würde mit der Übernahme zum größten Nutzfahrzeug-Hersteller Europas aufsteigen. Offen blieb weiterhin, ob die Scania-Großaktionäre, der VW-Konzern und die schwedische Industriellen-Familie Wallenberg, einem Verkauf ihrer direkt und indirekt gehaltenen Anteile von knapp zwei Drittel der Stimmrechte zustimmen.

Dreier-Allianz

Der Wolfsburger Autobauer hält sich jedenfalls noch bedeckt. Am Freitag dürfte sich der VW-Aufsichtsrat mit dem Thema befassen. In der Branche wird bereits über eine Dreier-Allianz spekuliert: VW könnte sein Schwerlaster-Geschäft in Brasilien in den neuen MAN-Scania-Konzern einbringen.

Volkswagen war 2000 als Großaktionär bei Scania eingestiegen. Die Wolfsburger wollten damals groß ins Geschäft mit Schwerlastern einsteigen. Aus einer angedachten gemeinsamen Entwicklung von schweren Lastwagen mit Scania wurde aber nichts. Das Scania-Management pochte auf seine Eigenständigkeit, VW mischte sich nicht ins operative Geschäft der Schweden ein. Das Engagement bei Scania blieb für Volkswagen eine reine Finanzbeteiligung. Dabei lieferte die "Ertragsperle" Scania Jahr für Jahr eine "schöne Rendite" ab, wie es in Wolfsburg heißt. Eine aktuelle Zusammenarbeit auf operativer Seite gibt es derzeit nicht.

Die Volkswagen-Nutzfahrzeugsparte (VWN) ist vor allem im Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen aktiv, insbesondere mit Transportern. Schwere Lastwagen baut VWN in Brasilien und zwar vor allem für den dortigen Markt - immerhin aber rund 35.000 Stück pro Jahr. Zum Vergleich: Scania verkaufte im vergangenen Jahr 58.000 Lastwagen.

In der Branche brummt derzeit das Geschäft. Der Zeitpunkt für die Übernahme liege "in der Nähe des zyklischen Hochpunktes der Nutzfahrzeugenachfrage", erklärt Nathan Kohlhoff, Branchen-Spezialist der HypoVereinsbank. Als Folge sind die Hersteller derzeit so teuer bewertet wie schon lange nicht mehr.

"Höchst spannend"

Als "höchst spannend" wertet Miba-Chef Peter Mitterbauer die geplante Übernahme des Nutzfahrzeugherstellers Scania durch den deutschen MAN-Konzern. Als österreichischer Zulieferer der europäischen Kfz-Industrie könnte die Miba-Gruppe von der neuen Eigentümerstruktur profitieren. Denn die MAN ist ein wichtiger Abnehmer von Miba-Produkten und könnte die Tür zu Scania öffnen.

"Derzeit sind wir bei Scania noch kein Kunde. Eine Übernahme würde uns sehr gut tun, weil wir ein Serienlieferant der MAN sind", so Mitterbauer. MAN wird den Scania-Aktionären voraussichtlich in der kommenden Woche ein Übernahmeangebot unterbreiten. (APA/AP/dpa)