Die "Financial Times Deutschland" berichtete unterdessen, dass MAN den Scania-Aktionären ein Angebot von 440 schwedischen Kronen - umgerechnet 47,52 Euro - machen will. Eine vollständige Übernahme des schwedischen Konzerns käme damit auf ein Volumen von 9,5 Mrd. Euro. MAN würde mit der Übernahme zum größten Nutzfahrzeug-Hersteller Europas aufsteigen. Offen blieb weiterhin, ob die Scania-Großaktionäre, der VW-Konzern und die schwedische Industriellen-Familie Wallenberg, einem Verkauf ihrer direkt und indirekt gehaltenen Anteile von knapp zwei Drittel der Stimmrechte zustimmen.
Dreier-Allianz
Der Wolfsburger Autobauer hält sich jedenfalls noch bedeckt. Am Freitag dürfte sich der VW-Aufsichtsrat mit dem Thema befassen. In der Branche wird bereits über eine Dreier-Allianz spekuliert: VW könnte sein Schwerlaster-Geschäft in Brasilien in den neuen MAN-Scania-Konzern einbringen.
Volkswagen war 2000 als Großaktionär bei Scania eingestiegen. Die Wolfsburger wollten damals groß ins Geschäft mit Schwerlastern einsteigen. Aus einer angedachten gemeinsamen Entwicklung von schweren Lastwagen mit Scania wurde aber nichts. Das Scania-Management pochte auf seine Eigenständigkeit, VW mischte sich nicht ins operative Geschäft der Schweden ein. Das Engagement bei Scania blieb für Volkswagen eine reine Finanzbeteiligung. Dabei lieferte die "Ertragsperle" Scania Jahr für Jahr eine "schöne Rendite" ab, wie es in Wolfsburg heißt. Eine aktuelle Zusammenarbeit auf operativer Seite gibt es derzeit nicht.
Die Volkswagen-Nutzfahrzeugsparte (VWN) ist vor allem im Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen aktiv, insbesondere mit Transportern. Schwere Lastwagen baut VWN in Brasilien und zwar vor allem für den dortigen Markt - immerhin aber rund 35.000 Stück pro Jahr. Zum Vergleich: Scania verkaufte im vergangenen Jahr 58.000 Lastwagen.
In der Branche brummt derzeit das Geschäft. Der Zeitpunkt für die Übernahme liege "in der Nähe des zyklischen Hochpunktes der Nutzfahrzeugenachfrage", erklärt Nathan Kohlhoff, Branchen-Spezialist der HypoVereinsbank. Als Folge sind die Hersteller derzeit so teuer bewertet wie schon lange nicht mehr.
"Höchst spannend"
Als "höchst spannend" wertet Miba-Chef Peter Mitterbauer die geplante Übernahme des Nutzfahrzeugherstellers Scania durch den deutschen MAN-Konzern. Als österreichischer Zulieferer der europäischen Kfz-Industrie könnte die Miba-Gruppe von der neuen Eigentümerstruktur profitieren. Denn die MAN ist ein wichtiger Abnehmer von Miba-Produkten und könnte die Tür zu Scania öffnen.