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Die Betreiber der Wiener Clublocation Passage erhalten die Wiener Privatradiolizenz 98,3. Sunshine Radio hatte wie berichtet Rückenwind aus ÖVP und Kanzleramt. Die Medienbehörde KommAustria dementierte schon vor der Lizenzvergabe, dass die Interventionen Einfluss auf die Entscheidung gehabt hätten.

So hat etwa ÖVP-Direktor Michael Fischer in einem Schreiben Lobbying für Sunshine betrieben. Mit dem Hinweis, dass einer der Hauptgesellschafter, Matthias Kamp, "Sohn von unserem Bundesfinanzreferenten Dr. Peter Kamp, ein echter Bürgerlicher" ist, hatte Fischer bei diversen Parteifreunden um eine Empfehlung pro Sunshine gebeten.

Stimmungsmache für Sunshine gab es auch von einem Abteilungsleiter des Bundeskanzleramts, der wie berichtet via Dienst-Mailadresse eine Unterstützungsbitte des Senders für die etat.at-Umfrage verschickt hatte. Das Kanzleramt distanzierte sich nachträglich von dieser Aktion. Und für die Ausfertigung des technischen Konzepts von Sunshine zeichnete Benjamin Loudon verantwortlich, dessen Agentur für die Wiener ÖVP wahlkämpfte und dessen Bruder Sebastian Loudon als RTR-Sprecher tätig ist.

Wiener Landesregierung sprach sich für Lounge-FM aus

Freilich gab es auch für den einen oder anderen Kontrahenten politische Rückendeckung, so hatte die Wiener Landesregierung vor dem Hintergrund ihres politischen Förderschwerpunkts "Creative Industries" eine einstimmige Empfehlung für den Entspannungssender "Lounge FM" ausgesprochen. In ihrer Vergabebegründung argumentierte die KommAustria allerdings, dass "der Antrag der Sunshine Radio GmbH eine bessere Berücksichtigung der Ziele des Schwerpunkts 'Creative Industries' erwarten lässt". Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten Sunshine Radio seien "ein stärkerer Lokalbezug durch die Einbindung der Wiener Szene für elektronische Musik, ein größerer Anteil an eigengestaltetem Programm sowie ein größerer Beitrag zur Meinungsvielfalt", heißt es.

KommAustria habe sich "gegen mehr Musikvielfalt entschieden"

Die Kritik der Mitbewerber und anderer politischer Parteien an der Entscheidung der KommAustria ließ denn auch nicht lange auf sich warten. "Lounge FM" beschied in einer Aussendung, die KommAustria habe sich gegen mehr Musikvielfalt entschieden: "Die von Sunshine in Aussicht genommenen Musikgenres sind am Wiener Markt bereits mehrfach vertreten", hieß es.

Schennach: "Sündenfall"

Stefan Schennach, Mediensprecher der Grünen, sprach von einem "Sündenfall der KommAustria" und ortete eine Revanche für die ORF-Generaldirektorenwahl, die zu Ungunsten der ÖVP ausgegangen war. "Offensichtlich hat die ÖVP nach der Schlappe bei der Generaldirektorenwahl im ORF sich nun einen Medienkanal sichern wollen". Überdies sei der Antrag von Sunshine von Experten als mangelhaft bewertet worden, kritisierte Schennach.

Mit Anfechtungen des mehr als 200 Seiten starken Bescheids ist zu rechnen. Wie berichtet sind insgesamt 25 Lizenzanträge eingelangt. Die genehmigte Senderleistung erlaube eine technische Reichweite von 1,51 Millionen Personen in Wien und Umgebung. (fid/red/APA)