Rainer Prohaska zeigt in seinem Projekt "Local/Food" Kochen als "authentische Form der bildenden Kunst".

Foto: Kunstraum NÖ
Wien - Ein unverzeihlicher Fauxpas wäre es, bei einer Essenseinladung die Köche zu kritisieren. Ein Dilemma, dem sich der Kritiker nur entziehen kann, wenn er sich auch selbst die Schürze umhängt: Zwiebel schneiden, Erdäpfel schälen, Teig kneten & kurz: Wenn er sich, wie alle anderen Gäste im Kunstraum, in die lange Produktionskette des Restaurant Transformable einklinkt.

Zutaten der Eröffnungsperformance von Rainer Prohaskas Local/Food sind neben allerlei Lebensmitteln für die sommerlich leichte, aber lokale Küche (Liptauer, Schweinsbraten, Mohnnudeln), die Mitkochenden, Videokameras und schließlich die Electronic Kitchen, die aus vielen verkabelten und fortan in Form von Impulsen Sound generierenden Küchengerätschaften besteht. Diese Klangtexturen wirft Sounddesigner Martin Sägmüller gemeinsam mit Videobildern als Feedbackschleife in den Raum zurück.

Ohne Kollaboration gibt es kein Futter: "Kochen als soziales Ereignis" also. Das zeigte sich zum Beispiel darin, dass sich das Publikum - wie im Leben - in sich anbatzende Kochende und schicke Konsumenten aufspaltet. Wenn nicht gerade Kabarettisten für Fotografen "lustig" im Kartoffelteig herumgatschen, ein sehr charmantes Projekt, das es auch andernorts schaffte, Teilnehmer vorzuführen: 2004 in Peru setzte man im eleganten Ambiente einer Bank das vor, was sonst die Menschen auf der Straße essen.

Wem Local/Food bekannt vorkommt, hat Recht: Bereits 2001 wurden etwa bei der Ars Electronica die Sound bringenden Kochlöffel geschwungen und ab 2002 von der dreiköpfigen und Ende 2005 aufgelösten Künstlergruppe CNTRCPY (Demblin, Prohaska, Sägmeister) fortgeführt. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, Printausgabe vom 9.9.2006)