Bodenständig, selbstbewusst und fixiert, "immer besser zu werden": A. Kracher

Foto: Wine & Partners/Lawson
Am Mittwoch, als die Preisträger der prestigeträchtigen "International Wine Challenge" in London verkündet wurden, wirkte Alois Kracher, sonst nie um einen Schmäh verlegen, nicht gerade entspannt. Das kam erst hinterher, nachdem der Marketing-Profi, der er nun einmal ist, alles Offizielle erledigt hatte. Kracher ist als sechsfacher "Winemaker of the Year" und zweifacher "Len Evans Trophy"-Gewinner ein Muster für die Leistungen der international erfolgreichsten Winzer Österreichs.

Geboren im Wein-Edeljahrgang 1959, erinnert der Illmitzer immer wieder daran, wie er 1981 mit zwei Hektar Eigenflächen und fünf Hektar seines Vaters Alois senior begann - neben seinem Brotberuf in der Pharmabranche, den er bis 1991 ausübte, aber bereits damals besessen von der Idee, dass im burgenländischen Seewinkel Großes in puncto Süßwein möglich sei. Und seine Sturheit ist legendär.

1992 war er der erste österreichische Winzer im High-End-Bereich (außerhalb der Marken), der in die USA exportierte. Der "kleine Seewinkler Weinbauer", wie sich Kracher auch heute gerne bezeichnet, wurde von Winzerkollegen, Journalisten und einigen Händlern, "weitergereicht". Das passierte, als österreichischer Wein im Ausland wegen des Weinskandals äußerst kritisch beäugt wurde.

Krachers Weinwelt endete niemals an den Grenzen seiner 35 Hektar Rebfläche. Freundschaftliche Beziehungen spielen für ihn eine wichtige Rolle. Vieles, das er anpackt, läuft per Handschlag. Die Kontakte zu Händlern und Winzerkollegen in aller Welt - "alles ausnahmslos langjährige Beziehungen" - wurden stets gepflegt. Zwischen 2000 und 2003 unterstütze er den Winzerkeller Neckenmarkt bei der Etablierung einer Weinmarke, weil bereits Vater und Großvater von Tradition und Potenzial dieser Gegend geschwärmt hatten. Seit 2003 berät er die spanische Weinimporteursfamilie Ordonez beim Aufbau eines Süßweingutes in Malaga. Mit seinem Freund Manfred Krankl, Produzent höchstbewerteter Weine in Kalifornien, macht er dort Süßweine unter der Marke "Mr. K". Krankl und Kracher entwickelten auch mit Hans Schwarz, Fleischhauer in Andau und ehemals Krachers Traubenlieferant, das Konzept für Schwarz Weine, weil "der Luis" befand, es sei schade, wenn das Weingut nicht eigenständig wäre.

Um das Risiko als Produzent eines wetterabhängigen Nischenprodukts zu minimieren, musste er sich mehrere Standbeine schaffen. Sein Name findet sich u.a. auf Käse, Gelees, Schokolade und Essig. Und er baute einen Weinhandel auf, der auf das High-End-Segment spezialisiert ist

Ein Familienweingut sind die Krachers auch heute: Seine Frau Michaela gab 2001 ihren Beruf als Lehrerin auf, und seit September 2006 ist auch Sohn Gerhard eingebunden. (Luzia Schrampf, DER STANDARD - Printausgabe, 9./10. September 2006)