Die ORF-Chefs Monika Lindner und Alexander Wrabetz waren einig – doch Chefredakteur Werner Mück legte sich quer. Gegen ihre "Hauslinie" brachte er einen Beitrag zum Interview mit Natascha Kampusch schon in der "ZiB 1".

Mück zum STANDARD: "Die Begründung war, die Exklusivität der Sendung um 20.15 Uhr nicht zu schmälern. Ich habe das anders gesehen." Mit ihm die ORF-Journalisten.

Donnerstag baten die "ZiB"-Leute Infodirektor Gerhard Draxler in ihre Sitzung, um über den Sinn der Weisung aufzuklären. Der Redakteursrat sprach vom "absurden Versuch, journalistisches Handeln zu verhindern".

Die ZiB 1 sei nicht das Umfeld, das sich Kampusch für ihren Auftritt gewünscht habe, sagt Wrabetz. Covers von "Krone" und "News" in ORF On hätte deren Rechte verletzt, also untersagten die Generäle auch sie. Die hätten sie bei der Werbung kaum geklagt. Lindner ließ gar Auslandsjournalisten ausladen, die das Interview auf dem Küniglberg sehen sollten. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2006)

Reaktion

"Unter dem Titel "Bis 100.000 Euro Schadenersatz" behauptet DER STANDARD vom 8. September 2006 unter anderem, dass ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner Auslandsjournalisten "gar ausladen ließ". Dies ist eine Falschmeldung. Weder war die Generaldirektorin mit diversen Einladungen im Zusammenhang mit der Sondersendung zum Fall Kampusch befasst, noch wurden spezielle Wünsche von Auslandskorrespondenten an sie herangetragen. Dass daher auch niemand auszuladen gewesen wäre, hätte dem STANDARD bei sorgfältiger Recherche mitgeteilt werden können."