Bereits zu Wochenbeginn hatten die Sozialdemokraten auf einer nächtlichen Pressekonferenz die Bombe platzen lassen: Zweifelsfrei war demnach erwiesen, dass ein Funktionär des Liberalen Jugendverbandes seit Monaten systematisch im internen Datennetz der Regierungspartei "gewildert" hatte. Die sensiblen Informationen zur Wahlstrategie hatten die Liberalen in mehreren Fällen genutzt, um rasch auf sozialdemokratische Kampagnen zu reagieren.
Alles geleugnet
Die liberale Parteispitze, die jegliche Kenntnis der Hacker-Aktivitäten zunächst geleugnet hatte, ist inzwischen stark ausgedünnt: Nach dem Rücktritt von Generalsekretär Johan Jakobsson und der Einleitung von Ermittlungen gegen Pressechefin Niki Westerberg - beide hatten seit Monaten Bescheid gewusst - wächst nun der Druck auf Parteichef Leijonborg. Regierungschef Göran Persson sprach von einem "Riesenskandal".
Der Skandal ist der jüngste und Aufsehen erregendste in einem für schwedische Verhältnisse ungewöhnlich schmutzigen Wahlkampf. So hatten Sozialdemokraten den Vorsitzenden der Konservativen, Fredrik Reinfeldt, einer üblen Verleumdungskampagne ausgesetzt; ein Christdemokrat wurde bei dem Versuch überführt, getarnt als Job-Bewerber das sozialdemokratische Hauptquartier zu infiltrieren.
Außergewöhnlich ist der diesjährige Wahlkampf aber nicht zuletzt wegen der politischen Konstellationen. Im traditionell sozialdemokratisch geprägten Schweden ist das Jahrzehnte lang zersplitterte bürgerliche Lager diesmal geeint. Als "historisch" bezeichnen Wahlforscher das gemeinsame Wahlprogramm von Liberalen, Konservativen, Christdemokraten und Zentrumspartei. Diese "Allianz für Schweden" agiert als ernst zu nehmende Alternative zur sozialdemokratischen Minderheitsregierung und deren langjährigen Partnern, den Grünen und der Linkspartei.
Für den Sozialstaat
Die Herausforderer haben überdies aus früheren Fehlern gelernt: Mit Blick auf die solidarische Gesinnung des Durchschnittsschweden avisieren sie nur geringe Veränderungen bei Steuern und Sozialbezügen und beteuern ihre unverbrüchliche Treue zum Wohlfahrtsstaat. Schlau punktet man stattdessen in der Hauptfrage des Wahlkampfes - bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.