"Der Südturm ist sicher.

Bitte gehen Sie zurück ins Gebäude. Es gibt keinen Grund, den Südturm zu verlassen." Der 44-jährige Manager Stanley Prainmath geht nach dieser Durchsage tatsächlich zurück ins Gebäude. Wenige Zeit später sieht er durchs Bürofenster, wie ein Flugzeug direkt auf ihn zuhält. Er überlebt. Brian Clark hört seine Hilferufe und befreit ihn. Stanley nennt Brian jetzt Bruder.

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Der britische Regisseur Richard Dale

versucht zum fünften Jahrestag des Terroranschlags im Doku-Drama 9/11 - Die letzten Minuten im World Trade Center (heute, 20.15 Uhr, ORF 1) die tragischen Momente im Inneren der Zwillingstürme kurz vor ihrer Zerstörung nachzustellen. Einzelschicksale von Menschen, die durch das Hochhauslabyrinth irren oder in Aufzügen und Büros eingeschlossen sind, werden hervorgehoben.

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Einige Überlebende und Angehörige

von Verstorbenen kommen in Intervieweinschüben selbst zu Wort. Gegenüber diesen von der Katastrophe gezeichneten Menschen hat das Nachstellen mit Schauspielern, nur illustrierenden Charakter und erstarrt zu stilisierter, selektiver Chronik von Heldentaten, Odysseen und tragisch Sterbenden. Die Inszenierung gleicht in Anmutung und Erzählweise eher platten Fernsehfilmen als differenzierter Analyse.

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Trotzdem, eine vage Vorstellung

der Situation der Menschen, die in diesen Minuten zwischen Leben und Tod schweben, bleibt haften. Die Zufälligkeit des Überlebens wird offenbar, wenn ein Helfer den Tod findet, während ein anderer, ein Feuerwehrmann, gerade deswegen am Leben bleibt, weil er hilft. Der Film wirkt, weil die Katastrophe wirkt.

PS: Einschübe des ORF über eigene Sondersendungen von damals bieten keinen Informationszugewinn. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 4.9.2006)

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