Das steirische börsenotierte Computerspiel-Unternehmen JoWooD steht vor einem für die weitere Geschäftsentwicklung bedeutsamen Schritt. "Demnächst werden wir ins mobile Gaming einsteigen", kündigte JoWooD-Chef Alfred Seidl in einem Gespräch mit der APA an. Der Einstieg in die Produktion und Vermarktung von Spielen für Handys werde mit einem großen internationalen Betreiber als Partner erfolgen. Mit welchem, wollte Seidl nicht verraten.

Gute Zahlen

Die JoWooD-Aktie konnte von den heute veröffentlichten guten Geschäftszahlen fürs Halbjahr profitieren. Bis gegen 14:20 Uhr legte die Aktie bei überdurchschnittlich hohem Volumen um 15 Prozent auf 2,30 Euro zu. Gehandelt wurden fast 400.000 Stück (Einfachzählung).

Ein "großer Schritt"

Für JoWooD sei dies ein "großer Schritt", man werde von Anfang an sehr stark einsteigen. Eine erste Einschätzung über den Erfolg der Kooperation werde bereits im vierten Quartal möglich sein. Umsatz- und Ergebnisbeiträge würden hauptsächlich von der "Umsetzungsgeschwindigkeit" abhängen, so Seidl, da das Handygeschäft vor allem ein Massengeschäft sei. Zugleich seien die mit Handyspielen erzielbaren Margen noch besser als im derzeit sehr stark vom Lizenzgeschäft bestimmten Geschäftsmodell. "Im Handygeschäft ist es noch extremer, beinahe der gesamte Umsatz geht ins Betriebsergebnis ein", betonte Seidl.

Gut aufgestellt

Seidl sieht JoWooD mit seinen Computerspielen gut aufgestellt. Die Anpassung der Spiele und Portierung in die verschiedenen Handysysteme bewerkstellige JoWooD, der Telekom-Partner stelle die Infrastruktur zur Verfügung und sei für die Distribution, mobile Abrechnung und weltweite Vermarktung und Bewerbung auf den Internet-Portalen zuständig. Das erste JoWooD-Spiel, das es noch in diesem Jahr auf Handys geben wird, werde "Spellforce" sein.

Abgeschlossen

Die Restrukturierung sei weitgehend abgeschlossen, so Seidl weiter. Die bedeutendste "Baustelle" sei derzeit noch immer der ehemalige Standort in der steirischen Gemeinde Rottenmann. Man habe noch immer eine "Problem" mit deren dem sozialdemokratischen Bürgermeister. Dieser wolle JoWooD nicht aus einem "krass sittenwidrigen" und vermutlich unter Druck abgeschlossenen Mietvertrag für den ehemaligen Standort lassen, so ein sichtlich verärgerter Seidl. JoWooD könne dadurch 1,6 Mio. Euro nicht mehr anrechnen. "Das zeigt, dass dem sozialdemokratischen Bürgermeister dieser strukturschwachen Region die Arbeitsplätze vollkommen egal sind", so Seidl vorwurfsvoll. Er hoffe nun auf die Vermittlung der steirische Landesregierung. Das Büro von Landeshauptmann Franz Voves (S) habe ihm in der Sache Unterstützung zugesagt. Das Land wolle nicht, dass JoWooD wegziehe.

Der noch vom Ex-Management geerbte Vertrag für einen Mietkauf eines Gebäudes koste im Monat noch immer 30.000 Euro und hätte ursprünglich heute auslaufen sollen. 2002, als es dem Unternehmen nicht gut ging, sei die Kaufoption aus dem Vertrag verschwunden und der Vertrag bis 2010 verlängert worden. Die Höhe der Miete, die bei einem Kaufmietvertrag generell höher liege, sei aber gleich hoch geblieben. Seidl nimmt an, dass dies unter Druck der Stadtgemeinde Rottenmann geschehen ist, und ein Zusammenhang mit der Restrukturierung eines Bank Austria-Kredites und einer Bankgarantie zu sehen ist, die die Bank von der Gemeinde zurückbekommen habe.

Umsatzerwartungen

Für das Gesamtjahr 2006 erwartet Seidl einen Umsatz von rund 18 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis zwischen 3 bis 3,5 Mio. Euro. Keine großen Veränderungen sind bei der Mitarbeiterzahl geplant, die Ende Juni 53 (Vorjahr: 78) betrug. Einzelne Verstärkungen seien bei den Kernkompetenzen geplant.

Interesse zeigte Seidl auch an weiteren Firmenzukäufen. Thema sei dabei vor allem ein besserer und direkter Marktzugang in Nordamerika. Akquisitionen müssten sich aber rechnen und für die Aktionäre unmittelbare Verbesserungen bringen. Das Potenzial für die JoWooD-Aktie sei generell sehr gut. JoWooD stehe besser da, als zuvor. Die Entwicklungen am japanischen Markt, wo jüngst eine Kooperation mit Icomm vereinbart wurde, seien auf Grund der starken Dominaz der Spielekonsolen nicht einschätzbar, so Seidl.(APA)