Die Spots sind in TV und Kino zu sehen, sowie adaptiert im Privatradio.

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"Sie haben gelogen, Herr Bundeskanzler." Das ist die zentrale Botschaft des SPÖ-Wahlkampfes in den elektronischen Medien. Am Mittwoch stellte die Partei sieben Werbespots (Agentur Young & Rubicam Vienna) vor, die mit diesem Slogan in den kommenden Wochen Stimmung für die SPÖ und gegen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) machen sollen. Man wolle die Spots dazu nutzen, darauf hinzuweisen, "dass die Regierung Schüssel mit Lügen Politik gemacht hat", sagte SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bei der Präsentation Mittwoch Abend in einem Kino am Spittelberg.

Angriffsziel Schüssel

Der Bundeskanzler ist in allen sieben Filmen prominent zu sehen. In jedem Spot wird eine oder mehrere Aussagen des Bundeskanzlers aus der Vergangenheit gezeigt. "Die Pensionen sind sicher", sagt etwa die Stimme Schüssels im Film mit dem Namen "Sitcom Pensionen" aus dem Off, während ein Bild des Kanzlers gezeigt wird, der im Nationalrat sitzt und süffisant lächelt. "Sie haben gelogen Herr Bundeskanzler", wird ihm danach aus dem Off vorgeworfen, passend dazu erscheint der Schriftzug "Schluss mit den Lügen", gefolgt vom SPÖ-Wahlkampfslogan "Neue Fairness braucht das Land" und dem SPÖ-Logo.

Nach dem selben Muster funktionieren alle Wahlkampfspots. Einmal zieht Schüssel eine Grimasse, als seine Stimme aus dem Off verkündet, dass Österreich in Sachen Bildung bestens dastehe. Ein andermal wird seine im Wahlkampf 1999 geäußerte Ankündigung eingespielt, die ÖVP nach der Wahl in die Opposition zu führen, sollte die Partei nur Dritte werden. Im längsten Spot – er trägt den Namen "Lügen haben kurze Beine" – sieht man eine Karikatur Schüssels, deren Beine immer kürzer werden, nachdem die Aussagen der Reihe nach eingespielt werden.

Drei andere Spots mit dem Namen "Gute Gesellschaft" setzen Schüssel in Vergleich zu mehreren amerikanischen Präsidenten, die der Lüge bezichtigt werden. Schüssels Statements folgen etwa auf die Aussage von Bill Clinton, keine sexuelle Affäre mit Monica Lewinsky gehabt zu haben, oder der Erklärung von George W. Bush, dass Saddam Hussein im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei, oder nach der berühmten "Read-my-lips"-Aussage von Alt-Präsident George Bush, wonach er die Steuern nicht erhöhen werde.

Darabos: Kein Dirty- sondern Negative-Campaigning

Mit den Werbefilmen werde "möglicherweise ein neuer Stil in der österreichischen Innenpolitik" etabliert, sagte Darabos. Er könne jetzt schon die Vorwürfe der ÖVP hören, dass es sich bei den Spots um "Dirty Campaigning" handle. "'Das ist es aber nicht, sondern höchstens Negative Campaigning'", so der Bundesgeschäftsführer, der darauf hinwies, dass die SPÖ sich "nur an den Fakten" orientiere, "wissend, dass wir damit eine Debatte auslösen". Um seinen Eindruck von der Politik der Regierung Schüssel zu untermauern, zitierte der Bundesgeschäftsführer aus Theodor W. Adornos "Minima Moralia" aus dem Jahr 1951: "Die Lüge, einmal ein liberales Mittel der Kommunikation, ist heute zu einer der Techniken der Unverschämtheit geworden, mit deren Hilfe jeder Einzelne die Kälte um sich verbreitet, in deren Schutz er gedeihen kann."

Die Spots werden in den kommenden Wochen im Privatfernsehen, im Kino, sowie in adaptierter Form auch im Privatradio laufen. (APA)