Macht Politik für junge Menschen, auch gegen Politiker: Monika Pinterits

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Was ihr die Verve verleihe, um sich mit Nachdruck – und über Widerstände hinweg – für junge Menschen in Not einzusetzen? Das müsse wohl „das eigene Kind-Ich“ sein, antwortet Monika Pinterits auf diese Frage.

Zwar feiert die Wiener Kinder- und Jugendanwältin, die als Betreuerin des Ex-Entführungsopfers Natascha Kampusch derzeit in aller Munde ist, am heutigen Dienstag ihren bereits 53. Geburtstag. Ihre eigenen frühen Jahre, ihre damaligen Gedanken und Emotionen hat sie offenbar jedoch weniger tief verdrängt als die meisten anderen Menschen ihrer Altersstufe.

"In Ruhe lassen"

Daher sei ihr durchaus gegenwärtig „wie man sich fühlt, wenn man in der Schule zwangsweise stillsitzen muss, wie es ist, von den Erwachsenen von oben herab behandelt und bevormundet zu werden“, sagt Pinterits. Erinnerungen, die ihr derzeit auch helfen würden, sich der medial belagerten jungen Wienerin Kampusch gegenüber mit der nötigen Empathie, aber auch mit dem nötigen Respekt zu verhalten. „Ich will, dass sie in Ruhe gelassen wird, dass nur das nach außen transportiert wird, was sie autorisiert hat. Dass sie nicht zum zweiten Mal zu einem Opfer gemacht wird.“

Der Versuch, eine weitere Viktimisierung von Wehrlosen zu verhindern, hatte Pinterits auch im Jahr 2003 bei ihrem „bisher politischsten Fall“ beflügelt. Im überfüllten Jugendtrakt des Wiener Grauen Hauses deckte sie damals den Missbrauch eines 14-jährigen Rumänen durch einen 17-jährigen Mithäftling auf. Der folgende politische Skandal brachte den umstrittenen Justizminister und Jörg-Haider-Anwalt Dieter Böhmdorfer in Erklärungsnotstand. Unter Karin Gastinger als Leiterin des Justizressorts führte ihr Engagement im Fall des von Gerichtsvollziehern dem Vater entzogenen Buben Christian dann zum Pilot-Projekt „Kinderbeistand bei Scheidungen“, das derzeit unter anderem in Wien läuft.

Keine Beißhemmung

Ihre Karriere startete Pinterits, die selbst zwei erwachsene Kinder hat, als Jugendamtsozialarbeiterin. Nach Jobs als Sozialarbeiterinnen-Fachaufsicht und Jugendwohlfahrtsreferentin von Wiens SP-Stadträtin Grete Laska stieg sie im Jahr 1999 zur Kinder- und Jugendanwältin in der Bundeshauptstadt auf: eine Laufbahn innerhalb roter politischer Strukturen, doch die gebürtige Wienerin legt gegenüber Mandatsträgern, egal welcher Couleur, keine übertriebene Beißhemmung an den Tag.

Dabei kommt ihr und ihrem Jugendanwaltskollegen Anton Schmid die Weisungsfreiheit ihrer Stelle sehr zupass: „Egal welches Thema ich aufgreife, ich muss bei den politisch Verantwortlichen vorher nicht nachfragen, ob ich darf.“ Könnte sein, dass ihr dieser Freiraum auch beim Versuch zugute kommt, Natascha Kampusch vor Medien-Haien in Schutz zu nehmen. (DER STANDARD Printausgabe, 29.08.2006)