Grafik: STANDARD
Wien - Das staatliche Arbeitsmarktservice (AMS) liegt in der Umsetzung des 285-Millionen-Euro-Beschäftigungsprogrammes bisher hinter den eigenen Erwartungen beziehungsweise den politischen Vorgaben der Bundesregierung zurück. Lediglich der so genannte Blum-Bonus zur Förderung von Lehrbetrieben kommt sehr gut an. Hier wurde bis Mitte August eine "Zielerreichung" von 191 Prozent geschafft, was vor Kurzem eine heftige Debatte über die Mitnahmeeffekte dieser Aktion auslöste. Dessen ungeachtet hat das AMS die Blum-Aktion soeben verlängert.

"Kombilohn wird nicht angenommen"

Vor allem in zwei Bereichen - dem Kombilohn und bei Wiedereinsteigerinnen - liegt die Zielerreichung aber erst bei 7,1 Prozent beziehungsweise 40,7 Prozent (siehe Grafik). AMS-Chef Herbert Buchinger sagte dazu im Gespräch mit dem STANDARD: "Der Kombilohn wird nicht angenommen, weil er von Anfang an einen Konstruktionsfehler hatte, auf den wir auch hingewiesen haben."

So ziele der Einkommensdeckel von 1000 Euro auf eine typische Teilzeitbeschäftigung ab. Die definierte Zielgruppe des Kombilohns - das sind langzeitbeschäftigungslose Junge bis 25 und Ältere ab 45 - suche aber typischerweise keine Teilzeitjobs. "Das passt nicht zusammen", sagte Buchinger.

Bis Mitte August wurden jedenfalls erst 213 Kombilohnfälle im AMS aus den Mitteln des Regierungsprogrammes bezuschusst, 3000 Fälle ist aber das Ziel, das bis Jahresende erreicht werden soll.

Weitere Sonderaktionen nötig

Im Bereich der Wiedereinsteigerinnen hatte man sich bis Jahresende mehr als 8100 Förderfälle vorgenommen. 3308 sind es bis Mitte August erst geworden. "Trotz der Sonderaktionen geht sich das nicht aus", sagte Buchinger. Es sei klar, dass für den Herbst und Winter weitere solche Sonderaktionen gefahren werden müssten, bei denen Betrieben, die Wiedereinsteigerinnen beschäftigen, im ersten Probemonat die vollen Lohnkosten ersetzt werden. "Wir werden zusätzliche Partner finden müssen."

Zuletzt hatte vor allem das AMS Wien mit der Aktion von zu hundert Prozent lohnsubventionierten Beschäftigten für Supermarktketten für große Aufregung gesorgt. So sind etwa bei Billa und Merkur Arbeitslose als Kassiererinnen eingesetzt. Übernahmeverpflichtungen seitens der Betriebe gibt es freilich nicht - wenn das AMS auch hofft, dass dadurch 20 bis 30 Prozent der Frauen in fixe Anstellungsverhältnisse übernommen werden.

Genügend Bedarf im Tourismus

Nach den Supermarktketten, die vor allem Urlaubsvertretungen gesucht haben, ortet Buchinger neues Potenzial bei Arbeitskräfteüberlassern oder in der Wintersaison im Fremdenverkehr. Im Tourismus gebe es genügend Bedarf nach (subventionierten, Anm.) Fach- und Hilfskräften, aber erst bei Saisonstart.

Die Aufregung der Gewerkschaft scheint programmiert. Bei Arbeitskräfteüberlassern, die Personal für alle möglichen Bereiche - vom Reinigungsgewerbe bis zu Pflegediensten - suchen, würde der Überlasser die volle Lohnsubvention vom AMS erhalten und könnte bei seinem Auftraggeber noch zusätzlich verdienen. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2006)