Foto: Lambchop
Den leichten Schatten auf der Seele hatte Kurt Wagner schon seit eh. Nun melden er und sein einem ständigen personellen Wandel unterworfenes Kollektiv Lambchop sich als dezitiert "Damaged" zurück - Nashville hatte schon fröhlichere Saiten gehört.

Postmodernistischer New Country oder was immer man Lambchops Stil auch heißen mochte: Kurt Wagner hat sich diesen Kategorisierungen nie gefügt. Seinem ersten, suizidschwangeren Album I Hope You're Sitting Down stellte er das stärker denklassischen Country-Prinzipien folgende, mainstreamige "How I Quit Smoking" entgegen.

Weniger Alltag, mehr Gemüt

Mit "Damaged" legt Wagner ein rundum stimmiges musikalisches Abbild seiner Gemütsverfassung vor. Stücke wie "Prepared" oder "Paperback Bible" lassen selbst das Fensterputzen zum melodramatischen Ereignis werden. Reduzierte Streichersequenzen, stark zurückgenommene Steel-Einlagen, und ein stärker betontes Piano bilden den Untersatz zu Texten, die weniger als früher von der lyrischen Essenz der Wagnerschen Alltagsbeobachtungen geprägt sind.

Wer versucht, sich einem frisch der Pfanne entnommenen Lammkotelett mittels poetischer Analysen zu nähern, ahnt, wie Wagners Texte nicht zu verstehen sind. Wer Textzeilen wie "It takes the sum of all our kindness/And the whole of all the guilt/I scramble our affection like some eggs" in kognitive Stränge zerlegt, hat schon verloren. Intravenös, nicht oral wird hier bestenfalls rezipiert. Und wessen Stimme eignet sich dafür besser als die Kurt Wagners - jenes Mannes, von dem es heißt, er könnte auch aus einem Telefonbuch singen, und es würde Herz zerreißend sein?

Wagner selbst bezeichnet "Damaged" als sein persönlichstes Album. Nun, jeder macht mal schlechte Zeiten durch. Und da letztere in kreativer Hinsicht nicht selten die ergiebigsten sind, wollen wir dieses Album auch allen, die triste Lebenslagen nicht zu kennen glauben, wärmstens ans Herz legen. (mas)