"Lernen in den Ferien", preist die Wiener Wirtschaftsuniversität ihr aktuelles "Studienbeschleunigungsprogramm" an. Bereits im September - also vor Beginn des Wintersemesters im Oktober - können 24 Lehrveranstaltungen besucht und mit Prüfungen abgeschlossen werden.
Knapp 2000 Studienplätze umfasst dieses Angebot, das helfen soll, "so schnell als möglich zu studieren", sagt der Vizerektor für Lehre, Karl Sandner. Und wirft ein, dass es ihm sicher kein Bedürfnis sei, die Studierenden im Dauerlauf durchzupeitschen.
Tatsache sei, "dass die WU überlastet ist, und es aus allen möglichen Gründen Verzögerungen des Studiums gebe". Denjenigen Studenten, die ihr Tun rein "als Vorbereitung auf einen Beruf sehen", liege das Studientempo sicherlich sehr am Herzen. Auf der anderen Seite gebe es diejenigen, die den Bildungsaspekt in den Vordergrund stellen, und deren vordergründiges Ziel es sei, "sich zu einer reifen Persönlichkeit zu entwickeln".
Grundlegend sei der Wandel zu berücksichtigen, der das Klischee des gemütlich studierenden - und nur studierenden - Individuums schon lange Lügen straft. Sandner: "Wir stellen fest, dass die Studierenden versuchen, alles gleichzeitig zu tun: Sie haben einen Beruf, setzen Kinder in die Welt, machen lange Urlaube." Zu seiner Zeit - "ich bin fast sechzig" - folgte die Heirat auf den Job, auf das Studium, auf den Präsenzdienst. "Das ist keine Kritik", betont Sandner: "Diese Menschen bringen einfach die Reichhaltigkeit des Lebens in ihre Studienzeit". Im Übrigen trügen sie über Studienbeiträge und Steuern ja auch finanziell zum Gemeinwohl bei. Staatliches Drängen auf eine möglichst kurze Studienzeit richte sich von selbst.
Ein gänzlicher Umstieg auf eine Art universitäre Monatsstruktur schwebt der WU nicht vor. "Das scheitert an logistischen, vor allem aber pädagogischen Notwendigkeiten", erklärt Sandner. Manche Lehrveranstaltungen benötigen etwa einen langsameren Rhythmus: Zeit zum geistigen Verdauen, zum Weiterlesen, zum Wiedervorbereiten.