Im seinem Forschungszentrum im britischen Cambridge hat Microsoft mit der Verknüpfung von Computertechnik und biologischer Forschung begonnen. Eine Entwicklergruppe arbeitet daran, auch die menschliche Biologie als Softwareprogramm darzustellen, sagte der Direktor des Labors, Andrew Herbert, bei den Technologiegesprächen des Europäischen Forums Alpbach.

Förderung

Ein Forscher des Teams habe mit Softwarestrukturen die chemischen Funktionen von einfachen biologischen Zellen beschrieben. Er könne nun mit kleinen Programmen bereits die Zellen beeinflussen, so Herbert. In diesen Bereichen wird der weltgrößte Computerkonzern auch von der EU gefördert.

Enge Zusammenarbeit

Trotz der jüngsten Wettbewerbsstreitigkeiten gebe es in der Wissenschaft nach wie vor eine enge Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, etwa über künftige Forschungspolitik, welche Fächer in Zukunft unterrichtet werden sollen, welche Bedeutung die Forschung haben wird und wie sich Computer und Wissenschaft generell kombinieren lassen. Im November wird es in Brüssel sogar eine gemeinsame Zukunftskonferenz von EU-Kommission und Microsoft geben. "Die EU hat 25 Kommissare und die EU-Wettbewerbskommissarin ist ja nur eine davon", so der Forschungschef von Microsoft Europa.

"In vielen Fällen glauben wir, dass das Handy der neue Computer der Zukunft ist"

In seinem Kernbereich arbeitet der Computerkonzern derzeit vor allem an mobilen Lösungen. "In vielen Fällen glauben wir, dass das Handy der neue Computer der Zukunft ist. In vielen Ländern wie China und Indien gibt es weit mehr Mobiltelefone als Computer", sagte Herbert. Auf der einen Seite habe das Handy zwar Nachteile, etwa in der Größe und der fehlenden Tastatur. Auf der anderen Seite habe es auch zusätzliche Funktionen: "Es weiß, wo es ist und es hat eine Fotokamera." Microsoft sucht hier vor allem nach verbesserten Möglichkeiten der Datenübertragung zwischen den Handys, aber auch zu Computern. Geräte sollen sich künftig zu einem Netzwerk zusammenschließen können.

Große Erwartungen setzt Microsoft auch in neue Anzeige- und Eingabe-Technologien. Dünne Plastikfolien sollen in Zukunft Bildschirme und Tastatur ersetzen. In Handys würden die neuen Folien bereits eingesetzt. Großflächig werde man sie an die Wand hängen oder in die Tischplatte integrieren können. Bereits in fünf Jahren, glaubt Herbert, würden die neuen Produkte im Massenmarkt erhältlich sein. Bis dahin erwartet er, dass auch "Digitales Papier", das nach dem Ausstecken vom Computer seine Anzeige beibehält und das man eingerollt in die Tasche stecken kann, bereits im Handel erhältlich sein wird. Dass dies die Papierzeitung ablösen wird, glaubt er aber nicht.

128 Gigahertz

Um den neuen Netzwerk- und Anzeigeanforderungen gerecht zu werden, wird sich die Leistung der Computer in den nächsten Jahren massiv erhöhen, erwartet Herbert. Hat ein hochwertiger Prozessor heute eine Leistung von rund vier Gigahertz, würden es bis 2015 womöglich schon 128 Gigahertz sein. Der Arbeitsspeicher der heute bis zu 32 Gigabyte fast, werde bis dahin womöglich auf ein Terrabyte (1.024 Gigabyte) anwachsen und damit womöglich die Festplatte obsolet machen. "Ein ganzes Leben auf Video können sie darauf aber immer noch nicht festhalten", so der Forscher.(APA)