"Death. Funny.", schreibt Tim Etchells, Kopf der englischen Theatergruppe Forced Entertainment, für das Programmheft. "Painful Death. Hilarious. / Love. Funny. / Love gone-wrong. Very funny. / Lust. Funny. / Hate. Funny. / Boredom. Not funny at all." Im Stück stolpert die Tänzerin Anna MacRae in Rollschuhen eine Showtreppe so hinunter, dass allen der Atem stockt. Der Schauspieler Thomas Conway stürzt als Stand-up-Comedian über jedes Wort. Gaststar Boris Charmatz tritt als lüsternes Monster auf, das einem Comic entsprungen sein könnte. Die Portugiesin Vania Rovisco sucht unter verrückt spielendem Gelächter im Publikum nach Männern mit zwei Penissen oder Frauen mit haarigen Brüsten, während ein Pornovideo über einen TV- Bildschirm flimmert. "A white man with a black cock?", kichert sie.
Tim Etchells zählt auf: "Beirut. Not funny. / Gaza. Not funny. / Israeli planes bombing ambulances. Funny. / Israeli planes bombing UN Observers in well marked positions. Fucking hilarious." Die etwas rundliche Tänzerin Leja Jurisic wird von den anderen bedrängt und später die Treppe hinuntergestoßen - von Kristof Van Boven, der sich am Ende vor das Publikum stellt und aufzählt, worüber man sich nicht lustig machen sollte. Hier wird dieses abgründige Werk wirklich finster. In dieser Rede an die Öffentlichkeit, die viele ergreift, weil sie am Ende einer Reihe von Obszönitäten an die Moral der Zuschauer appelliert. Und über dieses sentimentale Ergriffensein mokieren sich Stuart und ihre Darsteller.
In "It's not funny!" wird an den Hautmasken der Scheinmoral operiert. In Stuarts Stück vermischen sich politisch korrekte Moral und ihr Anti zu einer hybriden Monstrosität. Es zitiert das Spektakel samt seiner koketten Selbstkritik sowie seiner Opposition und parkt diese Masse in einem Leerraum, in dem alles zur Rhetorik wird: das oberflächlich Spaßige, die Formeln des popkulturellen Referenzgeplänkels, das zynische postmoderne Ironieverhalten.
Dieses Stück ist brillant in seiner Konsequenz und inhaltlich eine der radikalsten Arbeiten der Gegenwartschoreografie. Nichts darf darin wirklich gelingen, sonst wäre es sofort Teil dessen, was in ihm aufs Korn genommen wird: weder die Darstellung von Peinlichkeit noch das Scheitern der Vorführung des Peinlichen.