Wien - Der österreichische Nationalrat wird zwar immer "weiblicher", dafür aber älter. Mit einem Durchschnittsalter von knapp über 50 Jahren und einem Frauenanteil von 32,7 Prozent sind die Abgeordneten im Schnitt um zehn Jahre älter und immer noch wesentlich "männlicher" als der Durchschnitt der Bevölkerung.

146 der 183 Nationalratsabgeordneten sind zwischen 41 und 60 Jahre alt. Nur zwei Abgeordnete sind jünger als 30: die beiden 25-jährigen ÖVP-Abgeordneten Silvia Fuhrmann und Jochen Pack. Älter als 60 sind 17 Abgeordnete. Der älteste Mandatar im Hohen Haus gehört ebenfalls zur ÖVP - es ist der 67-jährige Roderich Riegler.

Damit ist der Nationalrat am Ende dieser Legislaturperiode älter als in den vergangenen Jahren: Seit 1990 lag das Durchschnittsalter konstant knapp unter 50 Jahren. Viel älter waren die Nationalratsabgeordneten im Durchschnitt nie. Seit der ersten Gesetzgebungsperiode im Jahr 1920 lag das durchschnittliche Alter kaum je über 55. Der erste Nationalrat, der sich am 10. November 1920 konstatierte, war mit 47,6 Jahren sogar deutlich jünger als der heutige.

Freiheitliche: Die Jüngsten

Der "jüngste" Klub ist der - mittlerweile in BZÖ und FPÖ zerfallen - Freiheitliche. Die 18 Abgeordneten von FPÖ und BZÖ sind im Schnitt 47,5 Jahre alt. Ein Drittel der Abgeordneten sind Frauen. Die 67-jährige Helene Partik-Pablé (B) ist die zweitälteste Nationalratsabgeordnete. Sie ist außerdem jene Freiheitliche, die schon am längsten im Parlament vertreten ist - die Richterin hat seit 1983 ein Nationalratsmandat inne. Jüngster Freiheitlicher ist der 32-jährige Elmar Lichtenegger.

SozialdemokratInnen: Die Ältesten

Am Ältesten ist im Durchschnitt der sozialdemokratische Parlamentsklub mit 51,4 Jahren. Jüngster Abgeordneter ist der 37-jährige Kai Jan Krainer, Ältester mit 66 Jahren Anton Gaal. SPÖ-Mandatar Peter Schieder hält einen parteiübergreifenden Rekord: Er hatte am längsten ein Mandat inne, und zwar insgesamt 25,5 Jahre. Abgeordneter war er zuerst von 1970 bis 1973, seit 1984 sitzt er durchgehend im Parlament. Knapp 35 Prozent der 69 SPÖ-Abgeordneten sind Frauen.

Grüne: Die meisten Frauen

Die Grünen sind nicht mehr der jüngste Klub, wie zu Ende der vergangenen Legislaturperiode. Dafür halten die Grünen den Titel des "weiblichsten" Klubs: Von den 17 Abgeordneten sind 53 Prozent Frauen. Jüngste ist Eva Glawischnig mit 37, Ältester Parteichef Alexander Van der Bellen mit 62. Peter Pilz ist der einzige Abgeordnete, der schon beim ersten Nationalratseinzug der Grünen 1986 dabei war. Allerdings wechselte er 1991 in den Wiener Landtag und kehrte erst 1999 in den Nationalrat zurück. Dienstälteste Mandatarin nach Jahren ist somit Terezija Stoisits. Sie sitzt seit 1990 im Nationalrat.

Christlichsoziale: Die meisten Männer

Vergleichsweise männlich dominiert ist der ÖVP-Klub. Nur 21 von 79 Abgeordneten oder 26,6 Prozent sind Frauen. Das Durchschnittsalter des Klubs beträgt 50,1 Jahre. Ältester Abgeordneter ist Roderich Regler mit 67 Jahren, am längsten dienen Nationalratspräsident Andreas Khol und Jakob Auer. Beide sitzen seit 1983 für die ÖVP im Nationalrat.

Internationaler Vergleich

Mit einem Frauenanteil von insgesamt 32,7 Prozent im jetzigen Nationalrat liegt Österreich eine Spur vor dem Europäischen Parlament (31 Prozent) und muss sich um 0,1 Prozentpunkte dem Deutschen Bundestag geschlagen geben. Im Vergleich wesentlich geringere Frauenquoten erreichen die französische Nationalversammlung (59 von 577 Abgeordneten: 10,2 Prozent), das italienische Parlament (71 von 617 Abgeordneten: 11,5 Prozent) und das US-Repräsentantenhaus (14,2 Prozent). Im britischen House of Commons sind von 659 Abgeordneten 119 Frauen, also 18 Prozent. Einen deutlich höheren Frauenanteil hat das niederländische Parlament mit 38 Prozent. (APA)