In narrativen Interviews erzählen die Frauen von ihren Berufs- und Lebensgeschichten. Manche sind bereits seit mehreren Jahren ohne Job, andere haben ihre Arbeit vor kurzem verloren oder nach dem Studium erst gar keine passende gefunden. Die 47-jährige Christiane R. beispielsweise ist kinderlos geblieben, um in ihrem Job als Art Direktorin voranzukommen. Als Frau müsse man sich irgendwann entscheiden: "Was ist mir eigentlich wichtiger, Beruf oder Familie?" Doch die Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen bleibt nicht ungebrochen. Schließlich seien die Frauen auch selber schuld, dass "sie nicht so richtig vorwärts kommen im Beruf". Es würde ihnen an Mut und Engagement fehlen, lautet die Analyse der fast 50-Jährigen.
Männer- oder Frauendomäne
Auch im Fall der Maschinenbauingenieurin Grete Z. war es nicht anders: Ihr berufliches Engagement wollte sie für eine eigene Familie nicht zurückhalten. Die 49-Jährige galt als Einzelfall in ihrer Branche: "Eine Frau zwischen so vielen Männern soll erst einmal bescheiden sein."
Dass die Feminisierung ganzer Berufszweige im Gegenzug auch nicht das Gelbe vom Ei ist, musste die 27-jährige Diplompädagogin Marlene N. erfahren. Ihre Bewerbungen wurden regelmäßig mit der Begründung abgelehnt, dass sie die Stelle lieber mit einem Mann besetzen würden. Aus pädagogischer Sicht ist das verständlich. Bei einem weiblichen Geschlechteranteil von 85 Prozent in der Studienrichtung werden die Chancen für die Mehrheit der AbsolventInnen jedoch dramatisch geringer. Ihre nüchterne Ausflucht: "Ich schreibe keine Bewerbungen mehr, ich werde jetzt schwanger".
Wählen müssen
In den Gesprächen mit den jüngeren Frauen lässt sich herauslesen, dass sie im Vergleich zu ihren älteren Geschlechtsgenossinnen mehr Rücksicht auf die Partnerschaft und die potentielle Familiengründung nehmen. Ins Gewicht fällt hier wohl die zur Gewissheit gewordene Ansicht, dass Frauen nicht beides haben können: Karriere und Familie. Angesichts der unsicheren Arbeitsmarktverhältnisse fällt die Wahl dann wohl eher auf das vermeintlich stabile Privatleben.
Der Kampf mit dem Arbeitsamt, mit dem angekratzten Selbstbild und mit dem Umfeld, das nicht immer verständnisvoll auf die neue Situation reagiert, wird in "Zurück auf Los" eindrucksvoll beschrieben. Die Gespräche lesen sich wie Porträts von Frauen, die auch immer aus der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Positionen heraus sprechen und urteilen. Grete Z. weiß nach ihrer Odyssee auf dem freien Arbeitsmarkt jedenfalls: "Eines der Geheimnisse des Lebens ist: Man muss auch wieder neu anfangen können."
Unergründliche Wege