Montage: DER STANDARD
Walter Hogel fragt, ob Mozart jemals Kartoffeln gegessen hat.
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Da die Kartoffel in der österreichischen Küche des 18. Jahrhunderts eine eher untergeordnete Rolle spielte, überrascht es nicht, dass die Familie Mozart die "Cartuffel" erst im Ausland kennen lernte. Über eine beliebte "zuspeisse", die man in England zu Lamm und Roast Beef serviere, schreibt Leopold Mozart am 13. September 1764 an seinen Freund Lorenz Hagenauer: "dazu haben sie gesotene Erdäpfel, oder Bohnen, die werden nicht zugerichtet, sondern in einem besondern kleinen Geschirre wird zerlassne heisse Butter hingestellt, davon ieder auf die herausgenommenen Erdäpfel oder Bohnen nach belieben schüttet."

Wie schwer es die Kartoffel hier zu Lande hatte, zeigt Conrad Haggers Standardwerk "Neues Saltzburgisches Koch-Buch" von 1718, in dem die Kartoffel kein einziges Mal erwähnt wird. Bei den angeführten "Dardoffel"-Rezepten wird es sich eher um Trüffel als um Erdäpfel gehandelt haben. Dabei hat der Abt von Seitenstetten, Kaspar Plautz, bereits in seinem 1621 erschienenen Werk "Nova Typis Transacta Navigatio. Novi Orbis Indiae Occidentalis" auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Kartoffel hingewiesen und sogar ein Rezept für die Zubereitung von Erdäpfelsalat veröffentlicht. Dieses Rezept beweist, dass man den Kartoffelsalat in Österreich bereits vor 400 Jahren kannte, ihn aber irgendwann aus den Augen verloren haben muss, da er erst wieder in den Kochbüchern des 19. Jahrhunderts auftaucht.

Ob also Mozart je einen Erdäpfelsalat gegessen hat, ist mehr als fraglich. Auch wenn sich Maria Theresia nach den Missernten der Jahre 1770 und 1771 für den Kartoffelanbau stark machte, hat sich die Kartoffel hier zu Lande erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durchgesetzt. Das gilt auch für Salzburg, wo die "hochfürstliche Hofkammer" den Kartoffelanbau ab etwa 1790 förderte.

Hinweis: Nein, es handelt sich hier nicht um die letzte Mozart-Kolumne Kurt Palms. Da er als "parteiloser Bürger Österreichs" auf der KPÖ-Bundesliste kandidiert, wird sie aber bis nach den Nationalratswahlen ausgesetzt. (DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.8.2006)