Forschung & Geschlecht
2005 soll es keine Kinderlähmung mehr geben
WHO zieht Bilanz über 12-jährige Kampagne
Wien - Seit über
ein Jahr ist kein einziger Fall von
Kinderlähmung in ganz Europa gemeldet
worden. Dies berichtete der
Weltgesundheitsorganisation-Impfspezialist
Rudolf Tangermann im Gespräch mit
presstext.austria. Der letzte Fall in der von
der WHO-definierten Region, zu der West-,
Ost, Mitteleuropa und die ehemalige UdSSR
zählt, hat sich im November 1998 in der
Ost-Türkei ereignet, als ein drei Jahre alter
Junge daran erkrankt ist.
Tangermann ist Mitglied der europäischen
WHO-Arbeitsgruppe
http://www.who.org
zur Ausrottung der Kinderlähmung
www.polioeradication.org
, die sich
Dienstag in Wien getroffen hat. Dabei ist es
darum gegangen, über die seit 12 Jahren
laufende weltweite Initiative zur
Bekämpfung der Krankheit Bilanz zu ziehen
und das bevorstehende Programm zur Zertifizierung von Kinderlähmung freien
Regionen zu besprechen.
Die weltweite Ausrottungskampagne zeige eindeutig Wirkung, so
Tangermann. Das Ziel, dass bis 2005 die Krankheit weltweit ausgerottet
wird, sei durchaus realistisch. Seit Anfang der Kampagne 1988 ist die Zahl
der Fälle weltweit von schätzungsweise 350.000 auf rund 7.000 in 33
Ländern zurückgegangen.
Die Kampagne bestehe zum größten Teil aus Impfinitiativen und einem
strengen Monitoringsystem, erklärte Tangermann. Während in vielen
westlichen Ländern eine einzige Impfung reiche, um ein Kind vor der
Krankheit zu schützen, sei dies in Regionen, in denen die Bevölkerung oft an
Durchfall leidet, nicht der Fall. Dort müssten Kinder mehrmals geimpft
werden. Solche Initiativen seien in Ländern, die von Bürgerkriegen
heimgesucht sind, natürlich schwer durchführbar. Als Folge einer Epidemie,
die 1999 in Angola ausbrach, sind über 80 Kinder gestorben, als die Krankheit
die Atemmuskulatur gelähmt hat. Weitere 1.100 erlitten Lähmungen.
Rigoroses Monitoringsystem
Da viel mehr Leute mit dem Kinderlähmung-Virus infiziert worden sind, als
daran erkranken, könne nur ein rigoroses Monitoringsystem feststellen, ob
die Krankheit tatsächlich ausgerottet ist. Trotz der teilweise sehr
schwierigen Umstände etwa im ehemaligen Jugoslawien sei das Engagement
der zuständigen Behörde weltweit groß gewesen, sagte Tangermann. Nun
gehe es darum, Regionen als frei von Kinderlähmung zu erklären. Für eine
Zertifizierung darf drei Jahre lang kein Fall gemeldet werden. Nach diesem
System wird die "Europäische Region" voraussichtlich Ende 2001 das OK
bekommen.
(pte)