Toronto - Eine Beschneidung könnte bei Männern das Risiko einer HIV-Infektion senken. Zahlreiche Ärzte bereiteten sich auf den möglicherweise positiven Ausgang zweier Studien im kommenden Jahr vor, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf der am Freitag endenden Weltaidskonferenz in Toronto.

Empfehlungen

Die WHO erarbeite bereits Empfehlungen für Länder, die Beschneidungen im großen Umfang fördern wollen. Denn diese müssten möglichst sicher und hygienisch ablaufen.

Mit den neuen Untersuchungen prüfen Mediziner in Uganda und Kenia, ob sich beschnittene Männer weniger leicht mit dem Virus anstecken. "Aber selbst wenn zur Beschneidung gute neue Daten kommen, ist es wichtig zu sagen, dass das kein kompletter Schutz ist", sagte Kevin De Cock, Direktor der WHO-Abteilung für HIV/Aids. Die Beschneidung müsse immer von anderen Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Kondomen begleitet werden.

Bertran Auvert von der Universität Versailles Saint-Quentin warnte vor einem "Albtraum", wenn traditionelle Heiler in großem Umfang zum Messer griffen. Zahlreiche Infektionen könnten die Folge sein. Es habe sich hingegen gezeigt, dass beschnittene Männer beim Sex nicht sorgloser seien.

Studie

Dass der Eingriff das Risiko heterosexueller Männer verringern kann, hatte sich Ende 2005 bei einer Studie in der Region Orange Farm bei Johannesburg gezeigt. Daran hatten rund 3.300 Männer in zwei Gruppen teilgenommen. Bei einer wurde die Vorhaut entfernt, bei der zweiten nicht. Die Untersuchung wurde nach 18 Monaten abgebrochen: Die Beschneidung hatte das Infektionsrisiko der Männer beim Geschlechtsverkehr offensichtlich um 60 Prozent reduziert. Nach 18 Monaten hatten sich nur 20 beschnittene, aber 49 unbeschnittene Männer angesteckt.

Warum der Eingriff schützt, ist nicht endgültig geklärt. Es wird vermutet, dass die Zellen an der Oberfläche der Eichel ohne Vorhaut verdicken und so einen besseren Schutz gegen das Eindringen der Viren bieten. Eine andere Erklärung: Der Penis trocknet nach dem Geschlechtsverkehr ohne Vorhaut schneller, was das Virus besser deaktiviert. Vielleicht spielt auch die Reduktion der Hautoberfläche eine Rolle, denn in ihr finden sich zahlreiche Immunzellen, die Viren aufnehmen und sie zu den Lymphknoten bringen. (APA/dpa)