Der Computerkonzern IBM schießt wegen OpenSolaris scharf gegen seinen Dauerkonkurrenten Sun Microsystems . Big Blue, selbst ein Unternehmen mit großen Sympathien für Linux, fährt harte Geschütze gegen die Bestrebungen von Sun, sein Unix- in ein Open-Source-Betriebssystem umzuwandeln, vor.

"Kein echtes Open-Source-Projekt"

IBM bezeichnete OpenSolaris als "kein echtes Open-Source-Projekt", sondern ein reines Fake-Projekt, welches nur vorgibt frei zu sein, aber Außenstehenden keinerlei Möglichkeiten biete sich einzubringen oder Kontrolle zu übernehmen. "Sun versteckt Alles hinter einer Mauer des Schweigens. Die Community sieht nichts davon", so Dan Frye, IBMs Vizepräsident, der das IBM Linux Technology Center leitet. "Es ist alles Fassade. Da ist viel Marketing dahinter, aber keine Community", so Frye in einem Interview auf der LinuxWorld Conference and Expo.

Einfache Dinge für eine echte Community

Aus Sicht von Frye müsste Sun nur einige "einfache Dinge" tun, um eine echte OpenSolaris-Community aufzubauen, wenn sie dies überhaupt ernsthaft in Erwägung ziehen würden. "Sie müssen ihre Design-Diskussionen raus in die Foren tragen, damit alle Interessierten sehen können, was passiert."

Sun sieht es anders

Wenig überraschend beurteilt Sun die Situation anders. "Mir ist nicht klar, warum IBM die OpenSolaris-Gemeinde attackiert", so Jim Grisanzio. Dieser verweist darauf, dass Sun bereits 16 Open-Source-Projekte und die entsprechende Software veröffentlicht hat und auf 116 außenstehende Teilnehmer, die seit Jahresbeginn in das Projekt eingebunden sind.

Angst vor der Konkurrenz

Aus Sicht von Grisanzio würde IBM nur Angst vor der neuen Konkurrenz haben. Denn OpenSolaris würde genau dort eingesetzt werden, wo IBM derzeit Linux gegenüber seiner eigenen proprietären Version von Unix - AIX - bevorzuge. Laut US-Berichten hat IBM auf diese Aussage nur gemeint, dass es keine Bedrohung von Seiten OpenSolaris sehe und erwarte. "Sie haben nichts getan, um eine Community aufzubauen, wenn nur 16 Nicht-Sun-Leute nach 11 Monaten Code für das Projekt liefern", so Frye weiter. Linux hatte im Vergleich dazu, nach seinem Start 1991 bereits 10-mal so viele EntwicklerInnen gesammelt - ohne Werbung, meint Frye.

Seinen eigenen Maßstab

Sun hat seine eigenen Maßstäbe was Erfolg angeht, so die US-Medien. "Wir haben 130 Mailinglisten, in denen tausende Community-Mitglieder miteinander diskutieren und sich austauschen. Wir haben 40 Projekte gestartet und 40 Communities aufgebaut und 16-Mal seit dem Start wurde der Code veröffentlicht. Unsere Roadmap ist offen und wir haben 119 CodelieferantInnen integriert; kein schlechter Start wie ich meine", so Grisanzio.

IBM und Linux

Nach Angaben von IBM wurde aktiv an der Verbesserung von Linux mitgearbeitet. Mehr als 600 ProgrammiererInnen seien im hauseigenen Linux Technology Center beschäftigt. Aber auch abseits von Linux gebe es zahlreiche Open-Source-Projekte - so etwa die Eclipse Programmiertools oder das Aperi System-Management-Project. "Wir werden Open-Source ebenso gut unterstützen wie wir es bei Linux tun", so Scott Handy, Senior Vizepräsident zuständig für Linux und Open Source bei IBM.

Hin und her wegen Java

Sun sieht in OpenSolaris hingegen nur ein Beispiel für seine Open-Source-Bestrebungen. Auch das Kronjuwel Java soll, wie schon öfter angekündigt, Open-Source-Software werden. Diesmal will man bereits Ende 2006 starten und bis Juni 2007 Java vollständig als Open-Source bereit stellen. Auch die Designs für Suns neuen UltraSparc T1 "Niagara"-Prozessor wurden unter der General Public License (GPL) veröffentlicht, so der Vertreter des Softwarekonzerns.(red)