"'Du Scheissfut! Du Hure! Du Drecksau! Wer glaubst Du, dass Du bist! Geh schneller. Der nächste den ich anblas, bist Du!' Ohrfeigen, Erniedrigungen, Beschimpfungen, Drohungen. Es sind Beschreibungen eines polizeilichen Verhöres, wie man sie in der Wachstube eines totalitären Polizeistaates vermuten würde. Doch sie werden von einer unbescholtenen Frau und ihrem Freund erhoben, die am Ottakringer Kommissariat in der Wattgasse einvernommen wurden", dies berichtet die Wiener Wochenzeitung "Falter" in ihrer am Mittwoch erscheinenden Ausgabe. Maria S. (Name geändert und der "Falter"-Redaktion bekannt) ist die Schwester eines Zeugen, der den "unglücklichen Todesschuss" auf den unbewaffneten Imre B. beobachtet hatte. Frau S., und ihr Freund Thomas H. erzähltem dem "Falter" erstmals von jener Amtshandlung, die sich kurz nach dem Todesschuss auf Imre B. am Kommissariat Wattgasse ereignet haben soll. Es ist die Chronologie eines mutmasslichen Folter-Verhörs: Polizeipräsident Peter Stiedl versprach gegenüber dem "Falter" die "schwerwiegenden Vorwürfe umgehend zu untersuchen". Ein gerichtliches Verfahren ist noch nicht anhängig. Für die Beamten gilt die Unschuldsvermutung. Der Tathergang laut Angaben der Zeugen: Kurz nachdem der mutmassliche Haschisch-Dealer Imre B. in Penzing von einem Polizisten beim Lokal "Tatoo" erschossen wurde, stürmen 8 bewaffnete Polizisten in Zivil in ein Sonnenstudio in Wien Meidling. Der Grund: Sie vermuteten, dass im Lokal jenes Haschisch sein soll, mit dem im "Tatoo" gedealt wurde. Maria S. und ihr Freund, die gerade die Tür des Studios abschließen wollen, bekommen laut eigenen Angaben plötzlich von sieben Polizisten ihre Waffen an Kopf und Hals angesetzt. "Ich hab gedacht wir werden von irgendwelchen Wahnsinnigen überfallen", so Thomas H. Mit den Worten "geh weiter Du warme Sau, lehn Dich an die Hausmauer" sollen die Beamten mit ihrer Hausdurchsuchung begonnen haben. Bei der "freiwilligen Hausdurchsuchung" - es wurde kein gerichtlicher Hausdurchsuchungsbefehl vorgelegt - sollen die Beamten das Studio völlig demoliert haben. Mögliche Verstöße gegen die Folterkonvention Danach brachte man Maria S. und Thomas K. aufs Kommissariat Wattgasse. Die Beamten sind aufgeregt, da bei der paralell laufenden Amtshandlung in Penzing wurde gerade ein unbewaffneter Mann in seinem Wagen erschossen wurde. Augenzeugen berichten gegenüber dem "Falter", dass der Beamte den Schuss abgegeben hatte, nachdem er "Bleib stehen! Du Sau" geschrieen hätte. Ein Zeuge, Lajos S.,. hatte die Amtshandlung aus nächster Nähe mitverfolgt. Dieser wurde später vom Todesschützen selbst einvernommen, was für Rechtsanwalt Heinrich Vana einen glatten Verstoß gegen die Folterkonvention darstellt. Aber auch die Einvernahme von Maria S. durch die selbe Truppe könnte ein glatter Verstoß gegen die Folterkonvention sein: Lajos´ Schwester Maria S. wird noch in der selben Nacht von Beamten des Kommissariats Wattgasse verhört und kann sich heute noch an viele wichtige Details erinnern. "Ein Beamter hat mir Fotos gezeigt. Auf einem war mein Bruder abgebildet. Ich habe ihn am Foto nicht erkannt". In weiterer Folge soll Maria S. beschimpft und geschlagen worden sein, es wird ihr mit Gefängnis gedroht, wenn sie nicht endlich ein Geständnis ablege. Die Frau erlitt laut "Falter" nach dem Verhör einen Nervenzusammenbruch und suchte am nächsten Tag das AKH auf. Der Fall Imre B. wächst sich nach Angaben des Falter immer mehr zu einem Polizeiskandal aus, bei dem sich besonders die SEK (Sondereinsatztruppe Kriminaldienst) unrühmlich hervortat. Mehrere Gerichtsverfahren bzw. Verfahren beim UVS wegen Übergriffen der SEK sind derzeit im Laufen. (red)