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Der Film markiert einen Wendepunkt, in der amerikanischen Kinogeschichte und in der Karriere seines Regisseurs. Es war Ciminos zweiter Film, nach Thunderbolt and Lightfoot. Im Deer Hunter vereinte er politische Provokation - der Vietnamkrieg, welche Verwüstungen er in Amerika anrichtete - und künstlerische Beharrlichkeit, wenn nicht Fanatismus: grandiose junge Schauspieler, von De Niro bis John Cazale, die meisterliche Kamera von Vilmos Zsigmond. Um das Stahlwerk, in dem die Helden arbeiten, so mythisch wie möglich ins Bild zu kriegen, ließ er acht Stahlwerke in Ohio filmen.

Die Konkurrenz war groß, zur gleichen Zeit zog Coppola seinen Apocalypse Now durch, aber Cimino schlug ihn mit seinem Kino der Effekte. Effekt Nr. 1: Die Russen verließen 1979 unter Protest die Berlinale, als der "rassistische" Deer Hunter im Wettbewerb lief. Effekt Nr. 2: Der Film bekam fünf Oscars, darunter einen für Regisseur Cimino. Effekt Nr. 3: Der Vietnamveteran Jan Scruggs startete, vom Film stark bewegt, seine Kampagne für das Vietnam Memorial in Washington, das 1982 eingeweiht wurde. Effekt Nr. 4: Michael Cimino bekam für sein nächstes Projekt Heaven's Gate absolute Gestaltungsfreiheit, überzog das Budget, ruinierte seine Auftraggeber United Artists und seine Karriere. Gerade einmal sieben Filme hat er bis heute drehen können. (H. G. Pflaum / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2006)