Darstellung aus der römischen Antuke.

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Badeanzug der 50er-Jahre

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Triumph-Bikini aus dem Jahr 1963

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Modelle aus den 70ern

Foto aus F.C. Gundlach: bilder machen Mode
Wer sagt, der Bikini sei eine Erfindung der 40er-Jahre, die ihn aufgrund der sogenannten sexuellen Revolution zum Badestar der 60er aufsteigen ließ, der/die ist nicht weit genug in die modegeschichtlichen Gefilde zurück gegangen. Denn je älter die Mode, umso freizügiger gestaltete sie sich.

Insoferne verwundert es nur wenig, dass aus der römischen Antike bereits Darstellungen von Frauen in Bikini ähnlicher Badekleidung erhalten sind. Diese bestand aus einem Busenband ("lat. "Fascia pectoralis", vgl. Büstenhalter) und einer kurzen Dreieckshose (lat. "Subligaculum", vgl. Unterhose). Auch in den mittelalterlichen Badeanstalten dominierte die Natürlichkeit des menschlichen Körpers. Meistens wurde nackt gebadet oder höchstens in einer seitlich gebundenen Dreieckshose ("Bruch").

Tabuisierung der Nacktheit

Danach folgte eine Zäsur der Scham, eine Tabuisierug und Degradierung öffentlicher Nacktheit. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein geriet das Baden im Allgemeinen und speziell von höheren Ständen in Misskredit. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen in den Städten öffentliche Badeanstalten auf, die jedoch anfänglich den Frauen vorbehalten waren. Hier wurde in Unterwäsche gebadet: Entweder in einem weiten, unter den Beinen zusammen gefassten Beinkleid oder einem Hemd mit kleinen Puffärmeln aus Weißzeug sowie in Strümpfen.

Als sich das Baden ab Mitte des 19. Jahrhunderts gesellschaftlich durchzusetzen begann - übrigens unter strenger Wahrung der Sittlichkeitsgebote - wurde genau genommen erst zu diesem Zeitpunkt die Badekleidung zum Gegenstand der Mode. Zwischen 1860 und 1870 bestand sie aus einem Waden bis Knöchel langem Beinkleid und einer an der Vorderseite durchgeknöpften und gegürteten Bluse mit Schößchen aus schwarzem Wollstoff. Darunter wurden Miederleibchen getragen. Um 1880 wechselte das Material dieser Badekleider zu Perkal oder Flanell, wobei die Farben nur bedingt wasserresistent waren und die Stoffe nur langsam trockneten.

1887 kamen Badekleider mit Matrosenkragen - zumeist aus blau-weiß-gestreiftem Serge oder mit Anker-Musterung - in Mode, die über Hosen mit Gummizug getragen wurden. 1891 erhielten diese Kleider Kimono-Ärmel und die darunter hervor lugenden Hosenbeine waren unter den Knie pumpartig abgebunden.

Wandel im 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gestalteten sich die Badekleider zwar kürzer, wurden dafür aber neben den Hosen mit schwarzen Strümpfen getragen. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit gab es nun zusätzlich aufgrund von Fischbeinstäbchen, welche das Oberteil auf Figur trimmten.

Eine Revolution erfolgte mit der Erfindung reiner Schwimmanzüge aus Woll- und Baumwoll-Trikot im Jahr 1903, für die die Schwimmerin Annette Kellermann Vorbild war. Ihre tatsächliche Etablierung erreichten die einteiligen Badeanzüge jedoch erst in den 20er-Jahren: Körperbetont, ohne jegliche Versteifung und mit effektvollen geometrischen Mustern galten sie in den meisten Badeanstalten als verpönt und es wurde verlangt, darüber einen Rock zu ziehen, der zumindest den Beinansatz verdeckte.

Ein- und Zweiteiler

1928 wurden die Schwimmtrikots noch freizügiger. Die Einteiler erhielten an der Brust und im Rücken Dekolletés, und zugleich kamen in den USA die ersten zweiteiligen Badeanzüge auf. Sie setzten sich aus einer relativ züchtigen oberschenkellangen Hose und einem hemdartigen Oberteil zusammen. Diese "Palm-Beach-Kombination" war meistens blau-weiß und wurde auch von Männern getragen.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zweiteiler etwas verkleinert, wobei ein fester Büstenhalter nun Usus und das Unterteil ein Pumphöschen war, das noch zusätzlich ein darüber genähtes kurzes Röckchen aufwies.

Der Einteiler wiederum wies in den 50ern korsageartige Bustiers sowie den Nabel als auch die Schenkelansätze verdeckende Hosen auf. Die "wilden 60er" brachten eine Erweiterung beim Material: Perlontaft mit elastischen Fäden durchwirkt oder Baumwolle mit Latex verstärkt. Pailletten- und Spitzenverzierungen gehörten genauso zum Look wie die hochhakigen Holzsandalen mit einem Steg aus Segeltuch oder Flechtwerk.

Bikinis: Mini, Mono und Bandeau

1946 von Louis Réard, einem Maschinenbau-Ingenieur erfunden und urheberrechtlich geschützt, setzte sich der Bikini, dessen Bezeichnung von den gleichnamigen Südseeinseln stammt, erst in den 60er-Jahren durch. Das Réard'sche Modell bestand aus einem Schnur-Höschen und einem meist trägerlosen BH, mit Fischbein, Metallbügeln oder Plastikeinlagen verstärkt.

Die "Mini-Bikinis" ohne jegliche Versteifung und aus hauchdünnen Stoffen gefertigt, kamen in den 70er-Jahren auf. Die Höschen setzten sich vorzugsweise aus zwei Dreiecken (Tanga), die mit Schnüren gehalten wurden - wie das heute wieder aktuell ist - zusammen. Kurzfristig war auch die bis zu den Knien eng anliegende Bermudas (ebenso ein Insel-Name) modern.

Daneben gab es noch den "Monokini", der mit der "Oben-ohne-Mode" einherging, sich jedoch längerfristig nicht durchsetzten konnte. Eine Innovation brachten im Jahr 1972 - nahtlose Bräune galt als mondän - Bikinis aus sonnendurchlässigem Suntex.

In den 80er-Jahren wurde der trägerlose "Bandeau-Bikini" in Form breiter Stoffstreifen zur Verdeckung der Brüste erfunden. Und auch die Höschen erfuhren eine Wandlung: 1985 erhielten sie extrem hohe Beinausschnitte und ab den 90ern wurde der String-Tanga gesellschaftsfähig.

Bademode für den Herrn

Relativ unspektakulär erweist sich dagegen die Geschichte der Badekleidung für den Herrn. Im 19. Jahrhundert badete er in Unterwäsche, genauer gesagt in einem langen Unterbeinkleid und einem Leibchen aus Baumwollstoff. Männer beim Militär hatten spezielle Bade-Uniformen.

Um 1900 kam dann der einteilige Badeanzug aus gestreiftem Trikot und mit kurzen Beinen auf. Dreißig Jahre später wurde das Oberteil mehr und mehr ausgeschnitten, bis es schließlich nur noch aus einer Hose mit Trägern bestand. Danach erfolgte auch bald in Europa die Reduktion auf eine gegurtete Badehose, wobei der Gürtel kurze Zeit darauf durch eine innen geführte Schnur ersetzt wurde.

Wie bei der Damen-Bademode gab es nach dem Zweiten Weltkrieg Badehosen aus Latexstoffen und Ende der 60er-Jahre knapp geschnittene Modelle aus Synthetics, die den Vorteil hatten, schnell zu trocknen und in Form zu bleiben.

Die 70er bescherten auch den Männern oberschenkellange enganliegende Bermudas-Badehosen. Genauso beeinflusste die Mode der hohen Beinausschnitte in den 80ern die Modelle für den Mann. (dabu)