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Wissenschaftlerinnen sind laut Studie eher fakultätsgebunden und finden oftmals keinen Anschluss an außeruniversitäre Forschung - aus mehreren Gründen.
Foto: Archiv
In den letzten dreißig Jahren haben Biowissenschaftlerinnen an Hochschulen zu ihren männlichen Kollegen recht gut aufschließen können, was Publikationen und Patente angeht - zumindest verglichen mit der Statistik in den 70ern. Fakt ist allerdings, dass sie nach wie vor weniger wissenschaftlichen Output generieren, der außeruniversitär Anklang und Eingang in Anwendungsbereiche der Technologie und Industrie findet.

Eine Studie von Waverly Ding von der Universität Kalifornien, Berkeley's Haas School of Business, und ihren Co-AutorInnen Fiona Murray von der MIT Sloan School of Management und Toby E. Stuart, Harvard Business School, ist diesem prolongierten Ungleichverhältnis nun auf den Grund gegangen: Patentierungen von 4227 BiowissenschaftlerInnen über einen Zeitraum von dreißig Jahren wurden untersucht; 5,65 Prozent der 903 Frauen (51 Personen) produzierten 92 Patente. 13 Prozent der 3324 Männer (431 Personen) kamen auf 1286 Patente - fast 14 mal mehr als die weibliche Kollegenschaft.

Keine Frage der Produktivität

Eine sich aufdrängende Erklärung schließen die StudienautorInnen strikt aus: Dass die Wissenschaftlerinnen weniger patentierbaren - sprich: wert zu patentierenden - Output als ihre Kollegen hätten. Im Gegenteil zeigt die Studie, dass Ergebnisse weiblicher Biowissenschaftler genau so oft wie die ihrer Kollegen zitiert würden - der Einfluss auf Lehrinhalte ist gegeben.

Die Gründe lägen eher in der stärkeren Verwurzeltheit der Frauen in den universitären Strukturen - die Männer hingegen können auf mehr Kontakte zu kommerziellen Anlaufstellen für ihre Entwicklungen und Entdeckungen angeben. Das Fehlen derartiger Netzwerke mache den Forscherinnen allein das Abwägen, ob eine wissenschaftliche Idee überhaupt kommerziell interessant sein könnte, anstrengender und zeitaufwändig. Deshalb ließen es viele von vorn herein, so die Studie. Ein weiterer Grund des Hintentreffens läge im weiblichen Bedenken, was die Balance von Forschung, Lehre und Kommerzialisierung angehe.

Das ForscherInnen-Trio kommt also zum Schluss, dass es nicht die mindere Produktivität der Life Science-Wissenschaftlerinnen ist, die sie weniger Patente anmelden lässt: "Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die ihre Patententscheidungen als unproblematisch und wertvoll für beide Seiten, also Forschung und Industrie, beschrieben, verwiesen Forscherinnen auf den möglichen negativen Einfluss des Patentierens auf Lehre, Kollegialität und Forschungsqualität."

Generationenwechsel

Bei der jungen Generation der Biowissenschaftlerinnen machen die Autorinnen jedoch den Männern ähnliche Heransgehensweisen und Haltungen aus: Forscherinnen, die ihren Abschluss zwischen 1986 und 1995 machten, kommen der Studie zufolge auf eine ähnlich hohe Anzahl von Patentierungen wie die Herrn Kollegen. Für Waverly Ding liegt der Grund dafür im nun frauenfreundlicheren Arbeitsklima, was auch Unterstützung durch KollegInnen bei Kontaktaufnahme zu Technologie und Industrie impliziert, sowie in einer verbesserten institutionalisierten Zusammenarbeit inner- und außeruniversitärer Bereiche. "Junge Biowissenschaftlerinnen an Hochschulen sehen Patentierungen als zweckdienlich an und verstehen sie als Mittel, ihre Forschungsarbeiten zugänglich zu machen", so die AutorInnen. Wenn dieser Trend anhalte, schließe sich in nächster Zukunft "gender gap" aufgrund des "generation gaps". (red)