Dwain Chambers (rechts), Kollege Marlon Devonish und ein nicht identifizierter Zeigefinger signalisieren den Triumph der britischen Sprintstaffel.

Göteborg - Vor vier Jahren hatte Dwain Chambers in München die EM-Goldenen über 100 m und mit der britischen Sprintstaffel gewonnen. Vor drei Jahren wurde Chambers des Dopings überführt, er hatte die Designerdroge Tetrahydrogestrinon genommen, gehörte zu jenen, die aus dem US-Labor Balco ihre Kraft bezogen. Dem Briten wurden rückwirkend für ein Jahr alle Leistungen gestrichen, sein Einzelgold von München erhielt der Portugiese Francis Obikwelu, der in Göteborg das Double über 100 und 200 m schaffte, das Staffelgold bekam die Ukraine. Mittlerweile hat Chambers nicht nur seine zweijährige Sperre abgesessen, er holte sich am Schlusstag mit der britischen Sprintstaffel, die diese Übung bei einer EM zum dritten Mal en suite am schnellsten einer Erledigung zuführte, sogar die Goldene zurück. Über 100 m war Britanniens Startläufer nur Siebenter geworden.

Das erfolgreichste Team stellte Russland, das mehr als 30 Medaillen heimbringt, was einige - freilich unbewiesene - Dopinggerüchte in Umlauf brachte. Bis zum EM-Schlusstag lag übrigens noch kein Ergebnis der mehr als 300 genommenen Dopingproben vor. "Wir erhalten die Resultate innerhalb von zehn Tagen nach den Tests", sagte EAA-Sprecherin Emily Lewis. Die Titelkämpfe hatten am siebenten August begonnen. Heftige Kritik hatte es an der Auswahl der getesteten Athleten gegeben. So wollte auch die deutsche Diskus-Vize-Europameisterin Franka Dietzsch, offenbar aus Neugier, eine Probe abgeben, doch das war nicht gewünscht. "Wir haben alle Europameister getestet und die weiteren Sportler per Zufallsprinzip ausgewählt", erklärte Lewis.

"Keine Katastrophe"

Die Österreicher traten in Göteborg nur in Nebenrollen auf. Für die besten Platzierungen sorgten die Hindernisläufer. Günther Weidlinger wurde über 3000 m Siebenter, Martin Pröll Neunter. Hannes Gruber, Sportdirektor des LA-Verbandes: "In der ersten Reaktion haben sie das Rennen zu kritisch bewertet. Es war nicht optimal, aber ein siebenter Platz bei der EM ist keine Katastrophe." (DER STANDARD Printausgabe 14./15.08.2006)