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Foto: DPA/Pleul
Warschau - Immer mehr Branchen in Polen beklagen einen Mangel an Fachkräften. "Firmen suchen erfolglos nach Fräsern, Drehern und Maurern", sagt Marek Kuzniewicz, Direktor des Arbeitsamtes im niederschlesischen Gliwice. Aber auch Ingenieure und Lastwagenfahrer fehlen in Niederschlesien. Insgesamt melden die Arbeitsämter derzeit 57.000 freie Stellen, aber die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Viele Arbeitgeber heben nach Recherchen der Tageszeitung "Rzeczpospolita" die Löhne an, um Arbeitskräfte für sich zu gewinnen. Die Krakauer Baufirma Chemobudowa zum Beispiel greift zusätzlich zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Sie beschäftigt bald zehn Häftlinge und möchte deren Zahl noch vergrößern. "Wir könnten an weiteren Ausschreibungen teilnehmen, aber dafür fehlt es uns an Personal", so Stanislaw Bisztyga, einer der Direktoren von Chemobudowa.

Den Mangel an Fachkräften bestätigen auch Untersuchungen des staatlichen Amtes für Statistik. Ihnen zufolge klagen derzeit 40 Prozent der Bauunternehmer, die Personalsituation begrenze das Wachstum der Firma. Bei den Maschinenbauern sagen dies 35 Prozent und in der Metallindustrie 33 Prozent.

Fachkräfte arbeiten lieber im Ausland

Grund für die Situation ist nach Angabe der meisten Firmenchefs, dass viele polnische Fachkräfte lieber im Ausland arbeiten. "Viele gute Fachleute hat es nach Großbritannien und Irland gespült", sagt Stanislaw Bisztyga. "Wir haben die Löhne um über zehn Prozent angehoben, aber mit den Gehältern in Westeuropa können wir nicht konkurrieren", erklärt Joanna Hernes, Personalchefin beim Maschinenbauer Famak in Kluczbork (Niederschlesien).

Experten geben der Politik eine Mitschuld an der Situation. "Niemand führt Untersuchungen durch, welche Wirtschaftszweige sich entwickeln und in Zukunft eine größere Nachfrage nach Spezialisten haben werden", sagt Maria Drozdowicz, Dozentin an der Höheren Handelsschule in Warschau. In den vergangenen Jahren hätten deshalb zum Beispiel viele Schulabsolventen das Fach Marketing studiert, und jetzt gebe es zu wenig Ingenieure. (APA)