Wien - Kaum jemand bemerkt es beim Flanieren durch die Herrengasse ...

Foto: ÖNB Wien, Bildarchiv

... und doch hat es bei seiner Errichtung in den Jahren 1931/32 für eine der heftigsten kulturkämpferischen, architektonischen und stadtplanerischen Debatten gesorgt, die es je um ein Hochhaus gegeben hat ...

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... - und derer gibt es auch heute noch zuhauf, wie zuletzt in Wien-Mitte, auf den Komet-Gründen oder am Südbahnhof-Gelände.

im Bild: Espresso Hochhaus und Milchbar, 1951

Foto: Lucca Chmel / ÖNB Wien, Bildarchiv

Dabei ist das gerade 50 Meter in den Himmel steigende Hochhaus Herrengasse in der Inneren Stadt der erste "Wolkenkratzer" Wiens und wird bis heute als einziges Gebäude seiner Art auch tatsächlich als "Hochhaus", und nicht etwa Turm oder Tower, bezeichnet.

Im Bild: Das 13., 14. und 15. Stockwerk bei Nacht

Foto: ÖNB Wien, Bildarchiv

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Wurden Hochhäuser in den letzten Jahren vor allem unter dem Deckmantel des Weltkulturerbe-Prädikats diskutiert, ...

Im Bild: Bauarbeiten um 1931/32

Foto: Archiv Theiss & Jaksch, Wien

... so stießen in der Zwischenkriegszeit Antiamerikanismus und moderne Architektur als Symbol für Fortschritt aufeinander.

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Heraus kam schließlich ein Kompromiss:

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Durch eine pyramidenartige Abtreppung der oberen Stockwerke blieb die Höhe des Gebäudes fast schamhaft vor den Blicken vom Trottoir aus verdeckt, ...

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... woraufhin das von den Architekten Siegfried Theiß und Hans Jaksch geplante Haus

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... als "ganz ausgewachsenes Hochhauserl" verhöhnt wurde.

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Nichtsdestotrotz - wegen ihres amerikanischen Flairs ...

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... und modernster Ausstattung ...

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... entwickelte sich die Herrengasse 6-8 schnell zu einer Nobeladresse.

im Bild: Türspion an einer Wohnungstüre

Foto: isee

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Burgtheater-Stars wie Curd Jürgens, Paula Wessely oder Susi Nicoletti begegneten einander ...

im Bild: "Schlafraum der Dame" Wohnung Dr. Waldapfel, um 1932

Foto: Archiv Theiss & Jaksch, Wien

... im Hochgeschwindigkeitslift, ...

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... der zu einem verglasten Kaffee-Restaurant an der Spitze des 16-geschoßigen Baus führte ...

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... das auch die Junggesellen ...

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... in den speziellen "Ledigenwohnungen" versorgte.

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Schiebefenster und eine öffenbare Kuppel ...

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... erlaubten Tanzen unter Sternen, bis das Panorama-Restaurant in den 60er-Jahren zu Wohnungen umgebaut wurde.

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Noch bis zum Frühjahr 2007 macht das Wien Museum mit einer Schau in der runden Vitrine vor dem Hauseingang auf die Geschichte von Wiens erstem Hochhaus aufmerksam.

Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich ein anderes Gebäude, das einst bekämpft und später als eines der zentralen Werke der Moderne gefeiert wurde: Das Loos-Haus am Michaelerplatz wurde zur Zeit seiner Errichtung 1909 aufgrund seiner schmucklosen Fenster von der Öffentlichkeit als "Kanalgitterhaus" geschmäht. (kri, DER STANDARD Printausgabe 11.8.2006)

Link: Wien Museum

Foto: Lucca Chmel / ÖNB Wien, Bildarchiv