Der bösenotierte österreichische Internet-Wettenanbieter bwin (vormals betandwin) könnte die Wettkonzession seiner deutschen Beteiligungsgesellschaft bwin e.K. verlieren. Das sächsische Innenministerium, zuständig für bwin e.K., will morgen, Donnerstag seine Entscheidung bei einer Pressekonferenz bekannt geben.

&0 Arbeitsplätze

Laut bwin seien 60 Arbeitsplätze am Sitz der Deutschland-Tochter in Sachsen gefährdet. Die bwin Interactive Entertainment AG ist an der deutschen Beteiligungsgesellschaft bwin e.K. mit 50 Prozent als atypisch stiller Eigentümer beteiligt, die anderen 50 Prozent gehören Steffen Pfennigwerth, Inhaber und Gründer von Odds Sportdata. Die Lizenz stammt noch aus DDR-Zeiten. Geht es nach dem sächsischen Innenministerium, dann soll es bwin Österreich auch verboten werden, Wetten aus Deutschland anzunehmen.

Die deutschen Länder wollen zum Schutz der Spieler den Monopolschutz bei Sportwetten stärken, was bwin wiederum im Widerspruch zu EU-Gesetzen sieht. Das Online-Wettunternehmen betonte, dass man bereits eine 500.000 Euro-Klage diesbezüglich in der Schublade liegen habe.

Keinerlei Infos

Allerdings habe man bis dato noch keinerlei Informationen von Seiten des sächsischen Innenministeriums erhalten. Dass die Medien Informationen vor dem Unternehmen erhalten hätten sei "skandalös", so bwin-Sprecherin Karin Klein am Mittwoch auf APA-Anfrage. Der Zeitpunkt des möglichen Entzuges kommt für den Sportwettenanbieter denkbar schlecht: Dieses Wochenende beginnt in Deutschland wieder die Fußball-Bundesliga. In wie weit sich die Entscheidung auf die Bilanz auswirken werde, wollte bwin heute mit Verweis auf die Nicht-Information aus Deutschland nicht kommentieren.

Der Kurs von bwin ist seit Monaten im Fallen, bis heute Mittag gab er um knapp 30 Prozent nach und lag bei 23,65 Euro. Erst im Juli hatte die Firma eine Gewinnwarnung ausgegeben. "Betandwin ist und bleibt ein Zockerpapier", bemerkte ein Marktteilnehmer damals. Anfang Mai hatte die bwin-Aktie noch rund 100 Euro gekostet. Danach starteten die Titel ihren Sinkflug, um im Zuge der Verhaftung des Vorstandsvorsitzenden des US-Mitbewerbers BETonSports und auf Grund einer Gewinnwarnung im Juli auf unter 30 Euro anzurutschen.

Unsicher

Das Unternehmen schreibt selbst auf seiner Homepage, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für Glücksspiel "weltweit durch ein gewisses Maß an Unsicherheit gekennzeichnet sind". Weiters heißt es: "Die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich der Auslegung münden immer wieder in Rechtsstreitigkeiten, mit denen sich in letzter Konsequenz Höchstgerichte beschäftigen müssen".

In Deutschland hatte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts dafür gesorgt, dass das Angebot von Sportwetten neu geregelt werden muss. Daraufhin hatten die Bundesländer die Schließung der Büros privater Wettanbieter sowie eine Neuordnung der staatlichen Oddset-Wetten angekündigt. Die deutschen Sportvereine fürchten jedenfalls bereits um stattliche Einnahmen. So soll bwin jährlich knapp 30 Mio. Euro für Sport-Sponsering in Deutschland ausgeben.

Schlappe

Erst vor wenigen Tagen gab es für bwin bereits eine Schlappe in München. Eine Einstweilige Verfügung verbat bwin bei Androhung eines Strafgeldes den ungefragten Versand von Werbung auf Mobiltelefone auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. bwin droht für jeden einzelnen Fall der Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro. Die einzelnen deutschen Bundesländer gehen seit geraumer Zeit gegen Aktivitäten von bwin vor. So musste Fußball-Zweitlegist TSV 1860 München bereits die Werbung auf den Trikots unterlassen.(APA)