Sprachforscher müssen sich zeitweilig in ungustiöses Gelände vorwagen – Leser mit heiklem Magen seien also vorgewarnt und zum Weiterblättern ermuntert. In der "Language"-Kolumne der Herald Tribune bin ich vor gut einer Woche auf die Wortkombination "Road Pizza" gestoßen, mit welcher im amerikanischen Englisch die Überreste eines von einem Auto überfahrenen Tiers oder Menschen bezeichnet werden. Konkret ging es darum, dass die Kolumnenverfasserin von einem New Yorker Polizisten angeherrscht wurde, sie solle sich beim Überqueren der Straße gefälligst in Acht nehmen, wenn sie Wert darauf lege, nicht in "Road Pizza" verwandelt zu werden.
Ihr Chronist hat daraufhin eine Google-Recheche unternommen, um zu ermitteln, ob dieser drastisch-plastische amerikanische Ausdruck im Deutschen eine Entsprechung hat. Dabei ist er auf einen Krimi des texanischen Autors Kinky Friedmann gestoßen, der 2002 bei Heyne erschienen ist und den Titel "Strassenpizza" trägt. Und weil es in dem Buch laut Inhaltsangabe um einen Indianer geht, der auf einer Straße überfahren wird, nehme ich einmal an, dass die "Strassenpizza" hier in der gleichen Bedeutung verwendet wurde wie die "Road Pizza".
Allerdings scheint die "Straßenpizza" auch noch in einem anderen Sinn im Umlauf zu sein, nämlich für Erbrochenes, das auf dem Gehsteig liegt ("Lexikon der deutschen Jugendsprache"). Schließlich möchte ich, da wir nun schon einmal tief im Thema sind, den p.t. Lesern auch einen anderen farbigen amerikanischen Ausdruck für das Erbrechen zu Gemüte führen: "to yawn in Kodakcolor" – in Kodakcolor gähnen.
Damit genug – ich denke, wir alle haben uns einen doppelten Magenbitter verdient. Womöglich stellt sich danach ja auch die eine oder andere Assoziation der Leser zu diesen exzentrischen Wortfindungen ein.
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