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Vorhang auf

Mit Spannung war sie - vor allem von Apple-Fans - erwartet worden: Die Präsentation von Mac OS X 10.5 - Codename "Leopard". Am Montag Abend war es dann soweit - Apple-Boss Steve Jobs gewährte im Rahmen seiner Keynote auf der World Wide Developers Conference in San Francisco einen ersten Einblick auf die kommende Generation des eigenen Betriebssystems. Die wichtigsten Neuerungen wollen wir auf den folgenden Seiten zusammenfassen.

Foto: Paul Sakuma / APA

Zeitmaschine

Das prominenteste neue Feature für Leopard nennt sich "Time Machine": Mac OS X 10.5 erstellt regelmässig Backups der UserInnen-Daten, dies wahlweise lokal oder auf einem Server. Der Clou dahinter: In einem 3D-Interface lässt sich mittels einer Zeitlinie durch die unterschiedlichen Zustände der einzelnen Verzeichnisse "surfen". Alte Versionen und verlorengegangene Dateien lassen sich so leicht wieder aufspüren. Dabei können sich auch gezielt einzelne Dateien und Verzeichnisse ausgenommen werden.

Grafik: Apple

Gedanken

Die grundsätzliche Überlegung dahinter: Die Realität zeige, das der allergrößte Teil der UserInnen niemals selbst Backups vornehmen, durch die "Time Machine" werde dies automatisiert, so Apple.

Für die zahlreichen Seitenhiebe auf Microsoft - Jobs warf der Konkurrenz mehrmals vor bei Apple "abzuschauen" - eignet sich "Time Machine" freilich nicht gerade besonders. Hat doch Microsoft mit "Volume Shadow Copy" eine ähnliche Technologie bereits in Windows XP, in Vista gibt es unter dem Namen "Previous Versions" eine erweiterte Fassung, mit der ebenfalls leicht ältere Versionsstände wieder hergestellt werden können. Auch im Open Source-Umfeld gibt es mit Dirvish schon eine ganze zeitlang etwas vergleichbares. Apple ist es aber sicherlich zuzuschreiben, dem ganzen eine nette grafische Umsetzung zu verpassen.

Grafik: Apple

Spaces

Mit Mac OS X 10.5 will Apple endlich dem von vielen BenutzerInnen geäußerten Wunsch nach virtuellen Desktops Rechnung tragen, in Leopard soll das Ganze dann "Spaces" heißen. Wer das Konzept noch nicht von Unix/Linux-Rechnern kennt: Dabei lassen sich einzelnen Anwendungen auf verschiedene "virtuelle" Oberfächen verteilen, ein sehr nützliches Feature um nicht den Überblick bei mehreren geöffneten Programmen zu verlieren. Die Umsortierung der Anwendungen - und auch der Spaces - kann per Drag & Drop vorgenommen werden.

Grafik: Apple

Mail

Erheblich aufgebessert hat Apple den im Betriebssystem enthaltenen Mail-Client: So gibt es nun einen integrierten RSS-Reader, ebenfalls hinzugekommen sind eine Notizen- und To-Do-Listen-Komponente. Außerdem hat Apple eine ganze Reihe von grafischen Templates erstellt, die die verfassten Mails aufhübschen sollen. Leute, die bereits eine Abneigung gegen "normale" HTML-Mails heben, werden bei dem Ausblick künftig regelmässig solche Design-Monster zu erhalten, freilich nur begrenzt begeistert sein.

Grafik: Apple

iCal

Neues gibt es auch bei der Kalender-Software iCal zu berichten, dabei stehen vor allem neue Kooperations-Features im Vordergrund. Die eigenen Kalender lassen sich nun etwa per CalDAV mit anderen Personen sharen, bei der Verabredung von Meetings lässt sich schon im vorhinein abklären, ob alle eingeladenen Personen Zeit haben und ob der eingeplante Raum nicht bereits besetzt ist. Zusätzlich können alle TeilnehmerInnen Dokumente an einen Meeting-Eintrag anhängen.

Grafik: Apple

iChat

Einen ganze Reihe von Neuerungen gibt es für die Video-Chat-Software iChat zu vermelden. So gibt es etwa ein neues Interface, das Tabs für die einzelnen offenen Sessions bietet.

Außerdem ist es nun möglich Präsentationen bzw. Slide Shows in die Video-Chats einzubauen, das eigene Bild wird dabei nur klein links unten eingeblendet.

Grafik: Apple

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Sharing

Ebenfalls mit der Software integriert ist eine Desktop-Sharing-Funktion. Wer dies möchte kann andere an seinem eigen Desktop "teilhaben" lassen, oder auch nur kurz etwas vorzeigen.

Grafik: Archiv

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Effektreich.

Zusätzlich hat iChat auch einige neue Effekte spendiert bekommen, die wohl den "Fun Factor" der Software erhöhen sollen. Neben einigen Filtern um das übertragene Bild zu manipulieren gibt es mit der neuen Versionen dann auch die Möglichkeit gefälschte Hintergründe in eine Videoübertragung einzublenden.

Grafik: Archiv

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Dashobard

Mac OS X 10.5 soll ebenso einige Verbesserungen für die bei Apple unter dem Namen Dashboard firmierenden Desktop-Widgets bieten. Das Feature, das sich absehbar wohl am schnellsten großer Beliebtheit erfreuen wird: Apple hat es ermöglich Widgets direkt aus Ausschnitten einer Webpage zu erstellen. Überhaupt soll die Erstellung von Widgets mittels "Dashcode" wesentlich erleichtert werden. Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit Widgets automatisch mit einem .Mac-Account abzugleichen und somit die selben Mini-Programme - und ihre Einstellungen - auf mehreren Rechnern zum Einsatz zu bringen.

Grafik: Archiv

Spotlight

Eine Portion Feinschliff bekommt auch die Desktop-Suche Spotlight verpasst. Neu ist eine Dokumentvorschau, die einen ersten Einblick in den Inhalt einer Datei noch vor deren Öffnen ermöglicht. Außerdem soll sich Spotlight nun besser als Application Launcher eignen, die passenden Anwendungen zu einem Suchbegriff werden bei den Ergebnissen einfach ganz nach oben gereiht. Dazu kommt noch, dass mit Spotlight auf Wunsch auch andere Rechner im Netzwerk durchsucht werden können.

Grafik: Apple

Effekte

Neue Möglichkeiten für die Entwicklung zukünftiger Mac OS X-Anwendungen soll die "Core Animation"-Technologie bieten. Diese stellt die verschiedensten 3D-Grafikeffekte und Transparenzmöglichkeiten für Dritthersteller zur Verfügung. Dabei will man auch von der Zweikerntechnologie der eigenen Hardware profitieren: Bei entsprechenden Anwendungen soll sich dann ein Kern um das eigentlich Programm und der zweite um die Effekte kümmern. Das Ganze braucht allerdings einen recht aktuellen Mac: Offiziell heißt es derzeit noch recht ungenau, dass Core Animation auf den "meisten Macs, die in den letzten zwei Jahren ausgeliefert wurden" funktionstüchtig sein soll.

Grafik: Apple

Noch nicht alles

Zu den weiteren bisher bekannten Neuerungen soll die erweiterte 64-Bit-Unterstützung ebenso gehören, wie die Integration von Boot Camp, der Software die den Einsatz von anderen Betriebssystemen auf Intel-Macs ermöglicht.

Viele der erwarteten "großen" neuen Features sind also bisher ausgeblieben, doch das kann sich bis zur fertigen Release von "Leopard" noch ändern. Immerhin hat Steve Jobs ja bei seiner Keynote deutlich herausgestrichen, dass man noch nicht alle Neuerungen von Mac OS X 10.5 gezeigt habe, auch um der Konkurrenz nicht zu viel Zeit zum Nachbauen zu geben. Es heißt also weiter Abwarten. (apo)

Grafik: Apple