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Foto: Archiv
Mit Pauken und Trompeten haben der Getränkekonzern Coca-Cola und der Computerhersteller Apple am späten Dienstagabend bekannt gegeben, künftig gemeinsam auf der europäischen Bühne der Online-Musikplattformen auftreten zu wollen. Apple wird dabei mit seinem Musikshop "iTunes" exklusiver europäischer Musikpartner von Coca-Cola.

Zwei Fliegen

Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: iPod-Erfinder Apple erweitert seine Kundenbasis auf dem Alten Kontinent nicht unbeträchtlich, Coca-Cola deckt ein buntes Mäntelchen über seinen eigenen, in die Hose gegangenen Musik-Online-Shop mycoke music.com, der am 31. Juli in aller Stille geschlossen wurde. Verlierer sind die bisherigen Coca-Cola-Kooperationspartner aus dem Microsoft-Lager, T-Online Musicload in Deutschland und OD2 in Großbritannien.

"Es ist fantastisch"

Für Apple ist das Ganze naturgemäß ein Triumph. "Es ist fantastisch, mit Coca-Cola zusammenzuarbeiten, um die Reichweite von iTunes zu erhöhen und den Fans in Europa noch mehr großartige Musik zu bieten", erklärte Eddy Cue, Vice President iTunes von Apple.

Alle bisherigen Coke-Musikstores werden in all jenen europäischen Ländern, in denen iTunes verfügbar ist, in den nächsten Wochen auf Apple-Basis umgestellt. Die neue Coke-Musik-Site verlinkt somit ab kommender Woche - offizieller Starttermin ist der 9. August - ausschließlich auf den iTunes Musicstore. Das musikalische Kind behält mit www.coca-cola.com/music nach außen den Namen des Getränkekonzerns.

Spannung

Spannend wird die Kooperation auch für die Nutzer. Denn bisher wurden etwa im deutschsprachigen Raum vom bisherigen Coke-Musik-Kooperationspartner Musicload die Titel zum Downloaden im proprietären Microsoft-Format Windows Media (WMA) angeboten. Apple wiederum pflegt bekanntermaßen das nicht minder proprietäre Kompressionsformat AAC, das nicht auf den Windows-kompatiblen Musikplayern abspielbar ist. Musik aus dem iTunes-Shop läuft also nur auf Apples iPods, genau so wie Songs von Musicload nur auf mit Microsofts Format kompatiblen Spielern laufen. Eine Tatsache, die Verbraucherschützer immer wieder bemängeln. In Frankreich war vorübergehend sogar ein Öffnung der Kopierschutzverfahren per Gesetz ("Lex iTunes") geplant, wurde aber auf Druck der Industrie wieder fallen gelassen.

Um den bisherigen musikalischen Coke-Fans die Umstellung schmackhaft zu machen, werden in den kommenden Wochen in Großbritannien 70 Millionen Songs aus dem Apple iTunes Music Store verschenkt. In Deutschland wollen die beiden Partner acht Wochen lang jede Stunde einen iPod verschenken - also insgesamt 1344 Musikplayer - auf dem sich jeweils 50 Songs befinden.

Ohne Vertrag

Für die kleine Alpenrepublik Österreich hat das Coke-Apple-Füllhorn Brosamen anderer Natur parat: Künstler ohne Vertrag erhalten die Möglichkeit, ihre Musik auf die Website www.mycokemusic.at zu laden, um sich somit durch Podcasts auf dem iTunes Music Store einem breiten Publikum vorstellen zu können oder gar zu einem von Coca-Cola gesponserten Festival eingeladen zu werden.

Die offizielle Begründung des Getränkekonzerns für die ganze Aktion lautet übrigens: "Wir feiern in diesem Jahr 120 Jahre Coca-Cola, und Musik hat in dieser langen Zeit immer wieder für uns eine entscheidende Rolle gespielt." (kat/DER STANDARD, Printausgabe, 3.8.2006)