Wolfgang Kulterer (li.) hat heute wie erwartet seinen Rücktritt bekanntgegeben. Mit ihm geht auch sein bisheriger Stellvertreter Günther Striedinger (re.), um die Bank "in ruhige Fahrwasser zu manövrieren". Denn, so Kulterer: "Das Kundengeschäft ist nicht beeinträchtigt, nicht gut sind Turbulenzen aber im Hinblick auf den internationalen Kapitalmarkt".

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Wolfgang Kulterer vor der heutigen Pressekonferenz: "Mir war klar, dass ich dieses Match gegen die FMA nicht gewinnen kann." Kulterer soll nun Aufsichtsratsvorsitzender der Bank werden und nicht in den Vorstand zurückkehren. Diesbezüglich habe er keine Absicht, und er habe dies auch nie angestrebt. "Das werde ich nicht tun, wozu trete ich dann zurück?", sagt er heute.

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Günther Striedinger will in die Privatwirtschaft zurückkehren. Konkrete Pläne ließ er heute nicht verlauten. Er stieg 1987, gleich nach Abschluss seines Studiums, bei der Hypo Alpe-Adria-Bank ein. Der gebürtige Oberkärntner war seit dem Jahr 2000 im Vorstand, 2004 rückte er zum Stellvertreter von Wolfgang Kulterer auf. Parallel dazu bekleidete er Aufsichtsratsfunktionen bei den Hypo-Leasingunternehmen in Italien und Südosteuropa. Er begleitete auch die Banktöchter am Balkan in den Vorständen und Aufsichtsräten. Striedinger war in letzter Zeit vor allem im Ausland unterwegs, um die weitere Expansion voranzutreiben.

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"Ich persönlich bin mir keiner Schuld bewusst", so Kulterer heute, "aber ich übernehme die Verantwortung für die Vorgänge und würde heute nichts anders machen". Sein Vorstandsgehalt wird er noch bis 2011 beziehen.

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Der Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung, Othmar Ederer, bestätigte heute, dass die Hypo Alpe-Adria, an der die GraWe mit 45,6 Prozent beteiligt ist, den Vorstandsvertrag Kulterers erfüllen wird. Der Vertrag war erst mit 1. Jänner 2006 für fünf Jahre verlängert worden. Um welche Summe es sich handelt, wollte Ederer nicht kommentierten. Als nicht börsenotiertes Unternehmen sei die Hypo Alpe-Adria nicht verpflichtet, diese Angaben zu veröffentlichen.

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Kulterer erklärte, dass die Vorstandsgagen bei der Hypo relativ gering seien und einen höheren Erfolgsanteil beinhalteten. Außerdem hätte er selbst jegliche Sonderansprüche, etwa für Zusatzpensionen, während seiner Vorstandszeit abgeschafft. Auch für seine künftige Tätigkeit als Aufsichtsrat will Kulterer angesichts der weiter laufenden Vorstandsbezüge voraussichtlich keine zusätzliche Abgeltung erhalten.

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Mit den Rücktritten von Kulterer und Vize Günter Striedinger sei auch das FMA-Verfahren eingestellt, sagte Karl-Heinz Moser (li), Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo Alpe-Adria Bank International AG. Man habe eine entsprechende "Opfergabe" dargebracht. Es habe erst gestern letzte Gespräche mit dem Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) gegeben.

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Es gab "unterschiedliche Vorstellungen über Heilungsmethoden", betonte Othmar Ederer, "wir haben uns für diese entschieden". Viel Lob gab es für die Entwicklung der Bank unter Kulterers Ägide sowohl von Moser als auch von Ederer. Kulterer selbst gab das Lob an Vize Striedinger und dessen Team weiter.

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Seit 2000 habe die Bank vor Steuer 700 Mio. Euro gemacht, den "Betriebsunfall" inkludiert, erklärte Kulterer in der Pressekonferenz: "Wir mussten um den Schaden 2004 zu vertrauen, keine Vollkaskoversicherung in Anspruch nehmen und konnten die verloren knapp 330 Mio. Euro aus eigener Kraft verdauen."

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In ihrem Tagesgeschäft hat die Hypo Alpe-Adria-Bank die Affäre um millionenschwere Spekulationsverluste nach eigenen Angaben ohne Schäden überstanden. "Wir haben im Kundengeschäft keine Einbrüche", so Kulterer. Im ersten Halbjahr sei die Bilanzsumme um 22 Prozent und der Gewinn um 15 Prozent gewachsen. Details wollte er noch nicht nennen. Bis Jahresende soll die Kundenzahl von derzeit 750.000 auf womöglich 800.000 ansteigen. Die Bilanzsumme soll im Gesamtjahr von 24,2 auf 29,9 Mrd. Euro anwachsen. Der Betriebsgewinn (EBIT) soll sich von 305 auf 350 Mio. Euro erhöhen, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 228 auf 270 Mio. Euro ansteigen, so die Prognose am Dienstag.

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Als Aufsichts­ratschef will Kulterer eher kürzer treten: "Ich habe nicht die Absicht ein Obergeneral zu sein". Die Politik will der langgediente Bankarbeiter aus dem Institut draußen halten, sagt er in Anspielung auf die Tatsache, dass Landeschef Jörg Haider seine Rückkehr als Vorstandschef in die Bank angekündigt hatte.

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Seit 2000 habe die Bank vor Steuer 700 Mio. Euro gemacht, den "Betriebsunfall" inkludiert, erklärte Kulterer in der Pressekonferenz: "Wir mussten um den Schaden 2004 zu vertrauen, keine Vollkaskoversicherung in Anspruch nehmen und konnten die verloren knapp 330 Mio. Euro aus eigener Kraft verdauen." Trotzdem habe der Kapitalmarkt "natürlich auf die Gerüchte reagiert", sagte Kulterer. Der Kapitalmarkt brauche in Hinblick auf Kapitalerhöhung und den bevorstehenden Börsegang "klare Strukturen und kein Management, das in Schwebezustand ist".

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Trotz der Turbulenzen hält das Bankmanagement an einer für Ende Oktober des heurigen Jahres geplanten Kapitalaufstockung in Höhe von 250 Mio. Euro fest. Auch der Börsegang soll "planmäßig 2007/2008 stattfinden". Kulterer blickte heute mit Stolz auf seine 25jährige Karriere zurück. Seinen Abgang nahm er locker: "Ich bin nicht böse. Sie haben mir sehr geholfen mit Ihren harten Attacken, eine Entscheidung zu treffen", sagte er zu den anwesenden Journalisten.

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Nachfolger Kulterers wird ab 1. Oktober der Vizegeneraldirektor des Hypo-Teilhabers Grazer Wechselseitige (Grawe), Siegfried Grigg. Auch der frühere Bank Austria-Manager und derzeitige Vorstand der kroatischen Splitska Banka, Wolfgang Peter, und Paul Kocher, jetziger Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur, ziehen ab Oktober in den Vorstand der Hypo Alpe-Adria ein. (Im Bild ganz vorne Günther Striedinger, neben Kulterer, Moser und Ederer).

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Landeshauptmann Jörg Haider ließ als Reaktion verlauten: "Die FMA soll die Bank jetzt in Ruhe lassen." Die SPÖ übte heftige Kritik, die ÖVP forderte den Rückzug der Politik aus der Hypo. Die Grünen bezeichnen die Gehaltsfortzahlung für Kulterer als "degoutant". Landeshauptmann Haider: "Wir haben in der Vergangenheit eine privilegienfreie Bank gehabt und wollen das auch in Zukunft." Bei der geplanten Regelung werde die Landesaufsicht "ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben". (APA/red)

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