Ein Kärntner Event in Wien: Zwei Rücktritte, nämlich von Günter Striedinger und Wolfgang Kulterer (v.li.), finden zwei Verteidiger im Aufsichtsrat durch Karl Heinz Moser und Othmar Ederer.

Foto: STANDARD/Christian Fischer
Wien – Am Dienstag hat der Vorstandschef der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank, Wolfgang Kulterer, in einer Pressekonferenz in Wien offiziell seinen Rücktritt bekannt gegeben und zelebriert. Flankiert war der 53-Jährige auf der einen Seite vom Aufsichtsratschef Karl-Heinz Moser und dessen Vize Othmar Ederer (er ist Generaldirektor des Minderheitseigentümers Grazer Wechselseitige Versicherung, Grawe), auf der anderen Seite von seinem Noch-Vorstandskollegen Günter Striedinger.

Die Fakten bei der bemerkenswerten Veranstaltung im Hotel Marriott gab Aufsichtsratschef Karl-Heinz Moser bekannt, der laut eigener Darstellung "die große Ehre gehabt hatte, zu jenem Zeitpunkt bestellt worden zu sein, zu dem dieser Betriebsunfall, um den es geht, passiert ist."

Umbau

Was Moser mit dem_Betriebsunfall meint, sind die Vorfälle rund um den nicht ordnungsgemäß verbuchten und nicht gemeldeten Verlust von fast 330 Mio. Euro, das Verfahren der Finanzmarktaufsicht FMA und die gerichtlichen Vorerhebungen gegen Kulterer, Striedinger und Vorstand Thomas Morgl wegen des Verdachts der Bilanzfälschung. Dieses "Event" (Kulterer) führt nun, genauer am 1. Oktober, zum Umbau des Managements der Bank.

Denn die FMA hatte, salopp formuliert, den Brief, in dem sie die Enthebung Kulterers angekündigt hätte, so gut wie abgeschickt. Dem kam der Bankchef mit seiner Übersiedlungsankündigung in den Aufsichtsrat zuvor. Aus dem Munde Kulterers klingt das so: "Ich übernehme die Verantwortung, obwohl ich mir persönlich nichts vorzuwerfen habe. Ich hätte das Match gegen die FMA nicht gewonnen." Ein wenig Einsicht zeigte er aber: "Es ist vollkommen klar, dass eine Verletzung der Informationspflichten gemäß Paragraf 39 Bankwesengesetz vorlag." Insgesamt begründet Kulterer seinen Rücktritt letztlich so: "Das Unternehmen hat unter dem laufenden Verfahren gewaltig gelitten, auf dem Kapitalmarkt herrschte eine negative Stimmung. Das Kerngeschäft war beeinträchtigt, ein Ende war nicht absehbar." Hintergrund: Die Bank holt sich gerade 250 Mio. an frischem Kapital und will bis 2008 an die Börse gehen.

Bestens dotierter Wechsel

Die Umbesetzungen im Detail: Kulterer wird Aufsichtsratschef. Und zwar bestens dotiert: Sein Vorstandsvertrag, der erst Anfang 2006 um fünf Jahre verlängert wurde, wird "selbstverständlich korrekt erfüllt", so Grawe-Chef Ederer. Das heißt: Kulterer bekommt bis inklusive 2010 seine gewohnte Vorstandsgage (das Fixum soll bei 500.000 Euro im Jahr liegen), "eine Pensionszusage gibt es aber nicht", wurde beruhigt. Der amtierende Präsident Moser, der den Rückzug des Testats mit einem "Schock" verglich, den man erleide, "wenn man ins Schlafzimmer kommt und dort seine Frau mit einem anderen erwischt", wird einfaches Aufsichtsratsmitglied. Striedinger verlässt die Bank. All das will Moser so verstanden wissen: "Wir haben unsere Opfergabe erbracht."

Neuer Bankchef wird Siegfried Grigg, derzeit Grawe-Vizechef (siehe Porträt). Neu in den Vorstand ziehen ein: der bisherige Chef der Bundesfinanzierungsagentur, Paul Kocher (Treasury) und Ex-BA-CA-Banker Wolfgang Peter, der zuletzt die kroatische Splitska Banka geführt hat und fürs Risikomanagement zuständig wird. Selbiges haben die Prüfer der Notenbank, die dem Riesenverlust nachgespürt haben, heftig kritisiert.

Kein Rücktritt vom Rücktritt

Eines schloss Kulterer dezidiert aus: Seinen (von Jörg Haider angekündigten) Rücktritt vom Rücktritt. An die Bankspitze werde er "sicher nicht" zurückkehren. Notfalls könne er sich ja auf seinen Bauernhof zurückziehen und "dort meine Landwirtschaft selbst betreiben". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.8.2006)