Bagdad - Im Irak sind innerhalb von zehn Tagen
20.000 Menschen vor der zunehmenden Gewalt zwischen den
Religionsgruppen geflohen. Insgesamt betrage die Zahl der Flüchtlinge
mittlerweile 182.154, teilte das Migrationsministerium in Bagdad am
Montag mit. Behördenvertreter räumen allerdings ein, dass die
tatsächliche Dimension des Problems größer sein dürfte, denn die
Angaben des Ministeriums berücksichtigen nur Menschen, die offiziell
um Hilfe innerhalb des Landes gebeten haben.
Einige von ihnen leben in Flüchtlingslagern in Zelten. Wer
stillschweigend bei Verwandten Zuflucht gesucht hat oder ins Ausland
geflohen ist, wurde dagegen nicht erfasst.
Leere Häuser und Geschäfte
Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum seit dem Anschlag auf
einen schiitischen Schrein in Samarra am 22. Februar, der eine neue
Phase der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak einleitete.
Allein aus Bagdad sind seitdem 27.744 Menschen geflohen. Inzwischen
stehen dort immer mehr Häuser und Geschäfte in einst pulsierenden
Geschäftsvierteln leer, deren Inhaber Drohungen erhielten oder
angegriffen wurden.
In einer solchen Gegend, dem Viertel Arassat im Zentrum der
Hauptstadt, wurden am Montag 25 Menschen aus Büros entführt. Die
bewaffneten Kidnapper hätten Uniformen irakischer Sicherheitskräfte
getragen, teilte die Polizei mit. Die Opfer seien Mitarbeiter und
Kunden der irakisch-amerikanischen Industrie- und Handelskammer sowie
des Mobilfunk-Unternehmens Al-Rawi. (APA/Reuters)